Allgemeiner Entwicklungsstand
Der längste Tag des Jahres, die kürzeste Nacht, die Sommersonnenwende, liegt hinter uns. Zum Kalendarischen Sommeranfang war der Sommer schon da und dieser soll vorerst bleiben. Für die kommenden zwei Wochen steht sehr warmes bis heisses Sommerwetter in den Vorhersagen. Mit in der Vorhersage sind Gewitterstörungen auf Mitter dieser Woche. Nachdem die letzte Störung unauffällig verlaufen ist, hofft man auf dasselbe weiterhin. Durch die hohen Temperaturen und den oft kräftig auftretenden warmen Winden liegen die Verdunstungswerte auf hohem Niveau, daher wäre Regen kein Fehler. Insgesamt sind die angesagten Niederschläge überall gering. Inzwischen haben sich die Trauben gesenkt, der Traubenschluss ist jedoch durch die lockere Struktur der Trauben, im westlichen Beratungsgebiet häufig durch Verriesselungen, verzögert. Der allererste Eindruck lässt hier auf ein normales Jahr in der Menge schliessen. Im gesamten Beratungsgebiet herrscht ein ausgezeichneter Gesundheitszustand mit Blick auf die Pilzkrankheiten. Durch die wüchsigen Bedingungen laufen die Arbeiten auf Hochtouren, sehr vieles ist schon gegipfelt, und in kurzer Zeit wird die Aufbauphase der Reben abgeschlossen sein.
Zu den tierischen Schädlingen
Für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation ist die Flugkontrolle durchzuführen. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Gegen Grüne Rebzikaden wird das bewährte alternierende Mulchen empfohlen.
Zu den Pilzkrankheiten
Der Pflanzenschutz gestaltet sich in der aktuellen Lage einfach. Oidium steht im Vordergrund, aber die mögliche Empfänglichkeit der Trauben geht nun nach der Blüte rasch zurück. Bisher konnte kein Befall gesichtet werden, noch wurden Symptome gemeldet. Das Gleiche gilt für Peronospora. Sehr, sehr sporadische Ölflecken der Peronospora zeigen, dass diese nicht ausgestorben ist, durch den überregionalen hohen Gesundheitszustand wird das Risiko des Aufbaus einer Epidemie immer geringer. Und wir sind nicht untätig, wir schützen unsere Reben. Im westlichen Beratungsgebiet wird das Blütefenster verlassen, im Bodenseeraum gilt es noch, die schnell wachsenden Beeren der direkten Nachblüte Blüte zu schützen. Mit Blick auf den um das Wochenende im gesamten Beratungsgebiet gelaufenen Pflanzenschutztermin steht diese Woche keine Behandlung an, sofern die angesagten Gewitter ohne Störungen verlaufen. Im westlichen Beratungsgebiet kann der nächste Termin auf Ende kommender Woche eingeplant werden, im Bodenseeraum auf Anfang bis Mitte kommender Woche. Zum Einsatz kommen im westlichen Beratungsgebiet: gegen Peronospora ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha oder Delan WDG mit 0,7 kg / ha an. Gegen Oidium in der Nachblüte ein organisches Mehltaumittel wie Dynali mit 0,7 l / ha, Kusabi mit 0,263 l / ha, Sarumo oder Galileo mit 1,05 l / ha Mittelaufwand.
Im Bodenseeraum in der direkten Nachblüte gegen Peronospora Folpan 80 WDG mit 1,2 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 1,8 l / ha oder Delan WG mit 0,6 kg / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium in der Nachblüte ein organisches Mehltaumittel wie Vivando SC mit 0,24 l / ha, Belanty mit 1,5 l / ha oder Dynali mit 0,6 l / ha Mittelaufwand.
Im Nachblütebereich wird der Zusatz von 2 kg / ha Netzschwefel empfohlen, insbesonders zur Kontrolle von Sommerpopulationen von Pocken- und Kräuselmilben. Für eine volle Wirkung gegen Oidium ist die Mittelmenge auf 3,6 kg / ha zu erhöhen. Die Zusatzwirkung in Kombination mit organischen Mehltaumitteln gegen Oidium ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.
Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin oder nach Hagel, gegen Peronospora ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha oder Melody Combi mit 1,69 kg / ha Mittelaufwand.
Zum jetzigen Entwicklungsstand sollten gegen Oidium empfindliche PIWI – Sorten nochmals mitbehandelt werden. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.
Durch das rasche Wachstum wird in Kürze das Stadium Traubenschluss erreicht sein, beobachten Sie ihre Anlagen. Ein Baustein zum Schutz vor möglicher Botrytis ist die Vor – Traubenschlussbehandlung in kompakten Sorten und Klonen mit Botrytismitteln. Als Traubenzonen behandlung kämern zum Einsatz: ein Mittel wie Cantus mit 0,6 kg / ha, Switch mit 0,48 kg / ha oder Kenja mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Behandlung ist eine Sondermassnahme und erfordert eine Befahrung jeder Gasse. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, ob die Massnahme vorgesehen ist. In lockeren / gelockerten Sorten und Klone, welche moderat ausgeblasen und damit von Blütenresten gesäubert wurden, ist der Einsatz in der Regel nicht erforderlich und abzuwägen.
Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Die anhaltenden gelblichen Erscheinungen, am verbreitesten bei der Sorte Müller – Thurgau, haben sich durch das starke Wachstum nochmals verstärkt. Es bildet sich eine typische Schönwetterchlorose aus. In vielen Fällen hilft gipfeln, weil der starke Zug der Triebspitze dann fehlt und das Wurzelwachstum wieder aufschliessen kann. In hartnäckigen Chlorosefällen helfen Eisenchelate / Eisencitrate wieder nach der Blüte. Der Zusatz von 12 – 15 kg / ha Bittersalz zur Spritzbrühe, bzw. max. 3%, Produkt Epso Top, dient der Stabilisierung des Stielgerüstes gegen Stiellähme. Hierzu zählen auch PWI – Sorten wie z.B. Cabernet Cortis oder Muscaris. Das moderate Entblättern zum Schutz gegen Botrytis von 2-3 Blättern von unten (Triebbasis) fördert zusätzlich die Abhärtung der Beerenhaut gegen Sonnenbrand und verbessert die Anlagerung und Antrocknung künftiger Pflanzenschutzmaßnahmen. Achten Sie bei den heissen Tagen auf den Entblätterungszeitpunkt: niemals in der grössten Mittagshitze. Auch für die laufenden mechanischen Entblätterungsmassnahmen mit Druckluft - Entblätterung und Säuberung der Trauben von Blüteresten in einem Arbeitsgang -, gilt gleichlautendes. Empfohlen wird der bewährte Druckbereich zwischen 0,4 bis max. 0,6 bar. Das Verfahren ist nicht geeignet zur Ertragsregulierung mit höheren Drücken. Es wird zu viel Stress auf die Reben erzeugt. Auf eine schonende Umsetzung der Entblätterung wird nachdrücklich hingewiesen, um Aromaverlusten in Weissweinsorten vorzubeugen. Besonders betroffen sind die Aromasorten Muskateller, Gewürztraminer und am Bodensee die Sorte Bacchus. Die Sorte Sauvignon blanc verhält sich anderst, hier ist die Frage der Steuerung des Pyrazingehaltes von Bedeutung, moderat entblättern gilt dennoch.
In die sich immer mehr abzeichnende trockene Wetterphase sind gut gewachsene Einsaaten zu walzen, um einen guten Verdunstungsschutz zu gewährleisten, sofern noch nicht geschehen. Bei Mulcharbeiten wird ein etwas höheres, abdeckendes Mulchen empfohlen. Bei sehr tiefem Mulchen erhitzen sich die Böden sehr stark und glühen regelrecht aus, oberflächliche Bodentemperaturen bis zu 50° C sind durchaus möglich. Entsprechend hoch ist die Verdunstung. In offen gehaltenen, nicht eingesäten Gassen sind die gelegentlich die Kapillaren zu brechen, um der Verdunstung entgegen zu wirken. Ideal hierfür ist die Scheibenegge: hohe Schlagkraft bei sehr guter Arbeitsqualität. In den Junganlagen ist auf ein sauberes Aufheften zu achten, um später einen möglichst geraden Stamm zu erhalten. Bestehende Einsaaten sollten gewalzt werden, der Pflanzstreifen mechanisch bearbeitet werden. Zum einen, um auflaufende Beikräuter möglichst früh zu erfassen und desweiteren, um die Kapillaren zu brechen, um die Verdunstung zu senken. Sobald die wichtigsten Laubarbeiten abgeschlossen sind und wieder Kapazitäten an Zeit frei würden, kann nach wie vor der Pflanzstreifen abgedeckt werden.
Sonstige Hinweise
Für die Winzer im Raum Klettgau wird an die gemeinsame Deutsch – Schweizer Rebbegehung erinnert. Ort: am Lindenbaum an der Grenze von Trasadingen / Erzingen. Zeit: 19:00 Uhr. Die Wetteraussichten sind bestens.
Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 03.07.2025.