Kohldrehherzgallmücke
Die Drehherzmücke fliegt noch immer in großer Zahl - zumindest in Kohlbeständen, die in der Nähe letztjähriger Befallsflächen stehen. Dank ihres geringen Ausbreitungsdranges bietet ein Abstand von 100 m zu solchen Flächen offenbar genügend Schutz vor Befall, sofern keine Gebäude oder höhere Vegetation wind- und trockenheitsgeschützten Korridore bilden. Bestände mit geringerem Abstand zu letztjährigen Befallsflächen sollten weiterhin geschützt werden. In der Regel reicht die Nebenwirkung von Insektizde, die ohnehin gegen Raupen oder Erdflöhe eingesetzt werden, vorausgesetzt, die Brühe gelangt an die Herzblätter.
Kohlmotte
Seit etwa einem Monat kann man in vielen Kohlbeständen im ganzen Gebiet zahlreiche Kohlmotten umherflattern sehen. Vermutlich haben sie sich über den milden Winter an kreuzblütigen Unkräutern und Zwischenfrüchten unbemerkt vermehren können. Zu diesem Massenauftreten passte nicht, dass bisher nur wenige Raupen zu sehen waren. Nun findet man örtlich viele von ihnen auf Kohl und Rucola. Auf manchen Flächen ist aber über die Hälfte davon bereits durch Schlupfwespen parasitiert, das Zusammenbrechen der Population ist absehbar. Das ist dort zu beobachten, wo konsequent nützlingsschonend gearbeitet wurde. Wo nicht, sollten die Räupchen bekämpft werden, bevor es zu größeren Schäden kommt. Bei Kohlrabi kann Fensterfraß an den Blättern je nach Vermarktung toleriert werden. An Rosen- und Kopfkohl halten sich die Tiere gerne zwischen und an den Herzblättern. Wachsen diese weiter, verdrehen sie sich und reißen auf. Wenn zu viel Blattfläche auf diese Weise verloren geht, kostet das Ertrag. Beim Einsatz von Insektiziden ist es wichtig, die Brühemenge so bemessen, dass sie auch an die Herzblätter gelangt, und die Wirkung nach einigen Tagen zu kontrollieren. Kohlmotten können je nach Herkunft resistet gegen manche Wirkstoffe sein. Sicher wirksam, auch bei sehr hohen Temperaturen, ist XenTari (Zulassung verlängert bis 30.04.2026). Weil es empfindlich gegen UV-Strahlung ist, sollte es am besten spätabends gespritzt werden.
Bilder: Kohlmottenraupen verpuppen sich in einem netzartigen Kokon. Das Exemplar links hat sich planmäßig verpuppt (erkennbar
am spitz zulaufenden Hinterende der Puppe). Die Raupe, die den Kokon rechts gesponnen hat, wurde danach von einer parasitischen
Schlupfwespenlarve getötet, die sich einen eigenen, an beiden Enden stumpfen Kokon gesponnen hat.
Kohlerdfloh
Wo nicht eingegriffen wird, zerfressen Heerscharen von Kohlerdflöhen Blätter von Kohl, Rettich und Rucola. Junge Pflanzen können dadurch absterben. Der sicherste Schutz ist eine Abdeckung mit Netz (0,8 mm) sofort nach Pflanzung. In Kohl kann es etwa ab Reihenschluss entfernen werden. Alternativ kann die (Neben-)Wirkung genutzt werden von z. B. Coragen, Minecto One oder SpinTor. Pyrethroide wie Mavrik Vita wirken auch, aber bei der aktuellen Witterung ist es schwer einen Applikationszeitpunkt mit weniger als 23 °C zu finden. Und auch die meisten anderen Pflanzenschutzmittel sollten nach guter fachlicher Praxis und wegen Wirkungsverlusten nicht bei über 25 °C gespritzt werden.
Lauchmotte
Die zweite Generation der Lauchmotte hat ihren Flug begonnen. Eine allgemeine Aussage zum Befall ist nicht möglich, dieser kann von Fläche zu Fläche sehr unterschiedlich sein. Vor einer Behandlung sollten die Bestände auf Befall kontrolliert werden. Für Lauch, der kurz vor der Ernte steht, gelten 4 % befallene Pflanzen als Bekämpfungsrichtwert, bei jüngeren Sätzen kann evtl. mehr Befall toleriert werden.
Blattläuse
Blattschäden durch Mehlige Kohlblattlaus sind häufig zu sehen, von den Läusen selber zeugen meist nur noch leere Mumien.
Schlupfwespen (vermutlich vor allem Diaretiella rapae) haben ganze Arbeit geleistet.
Bild: Blattverdrehungen und Verfärbungen an Kohl (Hintergrund) deuten auf Befall mit Mehliger Kohlblattlaus hin. Oft haben die ca.
2 mm langen Diaretiella-Schlupfwespen (vorne) diese aber stark dezimiert.
Im Salat ist der Befallsdruck durch die Grüne Salatblattlaus dagegen immer noch hoch. Für lausfreien Salat war bisher mindestens eine Spritzung nötig. In unbehandelten Beständen zeichnet sich aber seit einigen Tagen ab, dass Hitze, Pilzkrankheiten und Nützlinge auch in diesem Sommer die Saison für die Salatblattlaus beenden. Im Bio-Anbau ist Abwarten jetzt besser, als schlecht wirkende Pflanzenschutzmittel zu spritzen, die am Ende noch den Nützlingen schaden.
Bild: Schwebfliegenlarven (Pfeile) sind effiziente Räuber. Dieser junge Salat wird bis zur Ernte frei von Blattläusen
sein.
Falscher Mehltau an Gurke
In einem Gewächshaus im Markgräfler Land wurde Befall mit Falschem Mehltau an Gurken festgestellt. Entblatten, um die Luftzirkulation und das Abtrocknen zu verbessern und intensives Lüften sind vorbeugende Maßnahmen. Bei Temperaturen deutlich über 12 °C kann auch nachts gelüftet werden. Kurze Wassergaben von oben zur Verbesserung des Klimas sind weiterhin möglich. Es darf aber keine Blattnässedauer von mehr als 1 Stunde entstehen. Die Überkopf-Wassergaben sollten deshalb gegen 16 oder 17 Uhr eingestellt werden. Wassergaben über den Boden sollten nur bis ungefähr 14 Uhr stattfinden, um die nächtliche Guttation zu verringern.
Wo möglich, sollte beim ersten Auftreten von Infektionen von Falschem Mehltau an Gurke ein Fungizid eingesetzt werden. Geeignet sind u. a. Ranman Top, Aliette, Frutogard (nur Gewächshaus), Orondis EVO (Art. 53, im Gewächshaus bis 17.09.2025, im Freiland bis 12.09.2025) oder Previcur Energy (nur Freiland).
Bild: Guttation an einem Gurkenblatt. Bei aktiven Wurzeln, großer Boden- und hoher Luftfeuchte wird mehr Wasser zu den
Blättern transportiert, als diese verdunsten können. Überschüssiges Wasser tritt an den Blatträndern als Tropfen
aus. Diese trocknen oft erst nach mehreren Stunden - Genug Zeit, für den Falschen Mehltau, um zu infizieren.
Zulassungen
Folgende Notfallzulassungen nach Art. 53 wurden erteilt:
- Curzate WG (600 g/kg Cymoxanil)
- o in Zucchini im Freiland gegen Falschen Mehltau mit 4 x 1,1 g/Ar; Wartezeit=3 Tage (25.05. bis 23.09.2025)
- o in Blumenkohle im Freiland gegen Falschen Mehltau mit 3 x 2,5 g/Ar; Wartezeit=14 Tage (15.06. bis 12.10.2025)
- Orondis EVO (12 g/l Oxathiapiprolin + 125 g/l Azoxystrobin)
- o In Basilikum im Freiland gegen Falschen Mehltau mit 2 x 10 ml/Ar; Wartezeit=14 Tage (23.06. bis 20.10.2025)
- o In Kopfkohl im Freiland gegen Falschen Mehltau mit 1 x 10 ml/Ar; Wartezeit=14 Tage (05.06. bis 02.10.2025)
- Proplant (604 g/l Propamocarb):
- o In Kopfkohl im Freiland gegen Falschen Mehltau mit 3 x 13 ml/Ar und in Kohlrabi im Freiland mit 2 x 13 ml/Ar; Wartezeit=14 Tage (27.05. bis 23.09.2025)
- - Ridomil Gold R (19,4 g/kg Metalaxyl-M + 141,9 g/kg Kukpferoxychlorid) in Rucola im Freiland gegen Falschen Mehltau mit 1 x 50 g/Ar; Wartezeit=14 Tage (13.06. bis 10.10.2025)
- Sivanto prime (200 g/l Flupyradifurone) in den Freilandkulturen
- o Blumenkohle, Kopfkohle gegen Blattläuse und Weiße Fliege mit 1 x 6,25 ml/Ar; Wartezeit=3 Tage (23.05. bis 19.09.2025)
- o Kohlrabi gegen Blattläuse und Weiße Fliege mit 1 x 6,25 ml/Ar; Wartezeit=3 Tage (05.06. bis 02.10.2025)
- o Blatt- und Stielgemüse, Hülsengemüse, Wurzel- und Knollengemüse (alle zur Nutzung als Baby-Leaf Salate), Salate und Rucola-Arten gegen Blattläuse mit 1 x 6,25 ml/Ar; Wartezeit=3 Tage (13.06. bis 10.10.2025)
- o Rote Bete gegen Blattläuse mit 1 x 2,5 ml/Ar; Wartezeit=7 Tage (23.05. bis 19.09.2025
Sivanto prime hat außerdem Notfallzulassungen erhalten gegen Glasflügelzikaden als Überträger von pflanzenpathogenen Bakterien. Die Anwendung in diesen Indikationen ist nur zulässig nach einem Aufruf des amtlichen Pflanzenschutzdienstes. Da in unserer Region die Zikadenart nicht in relevanter Anzahl vorkommt, wird in dieser Saison ein solcher Aufruf aller Voraussicht nach nicht erfolgen.
Beim Einsatz von Sivanto prime beachten, dass der Wirkstoff im Boden sehr persistent ist und in nachgebauten Kulturen zu relevanten Rückständen führen kann.
Außerdem wird Sivanto prime bezüglich der Notfallzulassungen in Freilandkulturen als bienengefährlich (B1 / NB6611) eingestuft. Es darf also nicht auf Flächen angewendet werden, auf denen sich blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen befinden.