Weinbauinfo Bodensee Nr. 12

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Allgemeiner Entwicklungsstand 

Das wüchsige, schöne Sommerwetter hält an. Wie schon angesprochen, ist die Region zwischen Freiburg und Basel dieses Jahr bisher eine bevorzugte Region. Die gut verlaufene Gewitterfront am Wochenende brachte grossflächig zwischen 10 – 30 mm Regen, am Tuniberg und im Glottertal flächig 20 – 30 mm. Das östliche Beratungsgebiet erhielt so gut wie keine Niederschläge, lediglich Richtung Bayern fielen um die 10 mm. Zum Glück gab es Monatsanfang Juni hier reichliche Regen. In Verbindung mit der Wärme und dem hohen Energiegenuss ist ein kräftiger Zuwachs zu sehen, die Triebe wachsen um 6 cm pro Tag. Die Bestände zeigen einen hervorragenden Gesundheitszustand, abgesehen von den hartnäckigen Chloroseerscheinungen in etlichen Anlagen. Im westlichen Beratungsgebiet sind Verriesselungen nicht zu übersehen, der Einfluss auf den Ertrag kann richtig erst ab Erbsengrösse beurteilt werden. Die zweite Blütenwoche war hier unterdurchschnittlich im Energiegenuss, ganz im Gegensatz zum Bodenseeraum, wo die Blüte bei bestem Wetter zu Ende geht. Für die kommende Woche ist heisses Wetter, von Frankreich kommend, angesagt, bis zu 35° C könnten eintreten. Lokale Gewitter sind evtl. möglich. Damit nähern wir uns mit schnellen Schritten dem Stadium Erbsengrösse / Traubenschluss.

 

Zu den tierischen Schädlingen 

Die Köder und Leimböden der Kontrollfallen für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation sollten installiert sein und die Flugkontrolle durchgeführt werden.  Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Aus dem Umfeld kommen Meldungen zu neuem Blattbefall der Reblaus. Bitte melden Sie Beobachtungen der Beratung. Die Glasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), welche eine Überträgerin der Schwarzholzkrankheit ist, besiedelt Brennnesseln und Ackerwinden als Wirtspflanzen. Die Besiedelung findet normalerweise ab Anfang Juni statt, die Zikade weicht nur im Notfall auf Reben aus. Da der Flug der Zikade läuft, sollten die Wirtspflanzen nicht beseitigt werden.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Der Pflanzenschutz steht durch die zu Ende gehende Blüte im östlichen Beratungsgebiet und die schnelle Entwicklung im westlichen Beratungsgebiet nach wie vor ganz im Zeichen von Oidium. Im Bodenseeraum gilt es, die frischen Beeren der auslaufenden Blüte zu schützen und im westlichen Beratungsgebiet bei raschem Wachstum in den jungen Trauben Belag zu halten. Peronospora bereitet aktuell keine Sorgen, die Laubwände sind gesund, der Zuwachs an Laubfläche ist aber enorm. 500 – 600 cm2 Zuwachs in einer Woche sind momentan normal. Durch den notwendigen wichtigen Oidiumschutz ist daher im westlichen Beratungsgebiet auf den kommenden Wochenanfang bis spätestens Wochenmitte, im östlichen Beratungsgebiet auf das Wochenende als zweite „Abgehende Blüte“ – Behandlung eine Behandlung einzuplanen. Zum Einsatz kommen im westlichen Beratungsgebiet:  gegen Peronospora ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,2 kg / ha, Folpan 500 SC mit 1,8 l / ha oder Delan WDG mit 0,6 kg / ha an. Gegen Oidium in der Nachblüte ein organisches Mehltaumittel wie Vivando SC mit 0,24 l / ha, Belanty mit 1,5 l / ha oder Dynali mit 0,6 l / ha Mittelaufwand. 

Im Bodenseeraum als zweite „Abgehende Blüte“ – Behandlung gegen Peronospora Folpan 80 WDG mit 1,2 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 1,8 l / ha oder Delan WG mit 0,6 kg / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium im entscheidenden Blütestadium ein organisches Mittel wie Talendo mit 0,3 l / ha, Sercadis mit 0,18 l / ha oder einmalig das Mittel Luna Max mit 0,99 l / ha Mittelaufwand. Achten Sie in den Behandlungen auf konsequenten Wirkstoffwechsel. Es gelten folgende möglichen Reihenfolgen: Talendo – SDHI (Sercadis, Luns Max) – Talendo oder SDHI – Talendo – SDHI.

Achtung! Der Wirkstoffwechsel betrifft auch die Mittel Prosper Tec (Vorblüte) und Luna Max, da in beiden der Wirkstoff Spiroxamin enthalten ist.

Phosphonate sind ab dem Zeitraum des ersten Gipfelns nicht mehr einzusetzen. Im Nachblütebereich wird der Zusatz von 2 kg / ha Netzschwefel empfohlen, insbesonders zur Kontrolle von Sommerpopulationen von Pocken- und Kräuselmilben. Für eine volle Wirkung gegen Oidium ist die Mittelmenge auf 3,6 kg / ha zu erhöhen. Die Zusatzwirkung in Kombination mit organischen Mehltaumitteln gegen Oidium ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.

Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin gegen Peronospora ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha oder Melody Combi mit 1,69 kg / ha Mittelaufwand. 

Zum jetzigen Entwicklungsstand sollten gegen Oidium empfindliche PIWI – Sorten nochmals mitbehandelt werden, im Bodenseeraum nochmals alle. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.

Durch das rasche Wachstum wird in Kürze das Stadium Traubenschluss erreicht sein, beobachten Sie ihre Anlagen. Ein Baustein zum Schutz vor möglicher Botrytis ist die Vor – Traubenschlussbehandlung in kompakten Sorten und Klonen mit Botrytismitteln.  Als Traubenzonen behandlung kämern zum Einsatz: ein Mittel wie Cantus mit 0,6 kg / ha, Switch mit 0,48 kg / ha oder Kenja mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Behandlung ist eine Sondermassnahme und erfordert eine Befahrung jeder Gasse. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, ob die Massnahme vorgesehen ist. In lockeren / gelockerten Sorten und Klone, welche moderat ausgeblasen und damit von Blütenresten gesäubert wurden, ist der Einsatz in der Regel nicht erforderlich und abzuwägen.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Die abschliessenden Heft – und Ausbrecharbeiten laufen auf Hochtouren, die ersten Anlagen sind gegipfelt. Alle Appelle für späteres Gipfeln sind berechtigt, aber in den grossen Betrieben ist ein gesicherter Arbeitsablauf entscheidender, Nacharbeiten sind kaum noch zu bezahlen. Die anhaltenden gelblichen Erscheinungen, am verbreitesten bei der Sorte Müller – Thurgau, haben sich durch das starke Wachstum nochmals verstärkt. Es bildet sich eine typische Schönwetterchlorose aus. In vielen Fällen hilft gipfeln, weil der starke Zug der Triebspitze dann fehlt und das Wurzelwachstum wieder aufschliessen kann. In hartnäckigen Chlorosefällen helfen Eisenchelate / Eisencitrate wieder nach der Blüte. Der Zusatz von 12 – 15 kg / ha Bittersalz zur Spritzbühe, bzw. max. 3%, Produkt Epso Top, dient der Stabilisierung des Stielgerüstes gegen Stiellähme. Hierzu zählen auch PWI – Sorten wie z.B. Cabernet Cortis oder Muscaris. Das moderate Entblättern zum Schutz gegen Botrytis von 2-3 Blättern von unten (Triebbasis) fördert zusätzlich die Abhärtung der Beerenhaut gegen Sonnenbrand und verbessert die Anlagerung und Antrocknung künftiger Pflanzenschutzmaßnahmen. Mit geplanten Entblätterungsmassnahmen kann zeitnah begonnen werden, wenn die Blüte komplett abgeschlossen ist. Achten Sie bei den heissen Tagen auf den Entblätterungszeitpunkt: niemals in der grössten Mittagshitze. Auch für die inzwischen laufenden mechanischen Entblätterungsmassnahmen mit Druckluft - Entblätterung und Säuberung der Trauben von Blüteresten in einem Arbeitsgang -, gilt gleichlautendes. Empfohlen wird der bewährte Druckbereich zwischen 0,4 bis max. 0,6 bar. Das Verfahren ist nicht geeignet zur Ertragsregulierung mit höheren Drücken. Es wird zu viel Stress auf die Reben erzeugt. Auf eine schonende Umsetzung der Entblätterung wird nachdrücklich hingewiesen, um Aromaverlusten in Weissweinsorten vorzubeugen. Besonders betroffen sind die Aromasorten Muskateller, Gewürztraminer und am Bodensee die Sorte Bacchus. Die Sorte Sauvignon blanc verhält sich anderst, hier ist die Frage der Steuerung des Pyrazingehaltes von Bedeutung, moderat entblättern gilt dennoch.

In die sich abzeichnende trockene Wetterphase sind gut gewachsene Einsaaten zu walzen, um einen guten Verdunstungsschutz zu gewährleisten, sofern noch nicht geschehen. Etliche Einsaaten von Wolff- Mischungen zeigen einen hohen Anteil von Gelbsenf, welcher die Mischungen stark dominiert. Hier wird zur Erhaltung der unterwüchsigen, zweijährigen Anteile ein mind. 10 cm hohes mulchen empfohlen, um die Pflanzen zu schonen, zu erhalten und die Lichtkonkurrenz zu verringern. Gegen Grüne Rebzikaden wird das bewährte alternierende Mulchen empfohlen.

 

Sonstige Hinweise

Einige Zwischenanmerkungen zum Gemeinsamen Antrag. Der endgültige Bearbeitungsschluss bei der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen ist der 15.07.2025. Folgende Punkte sind bis dahin aktuell:

Die Korrektur von Flächen kann nur noch schriftlich beim zuständigen Landwirtschaftsamt erfolgen.

Bei der Beantragung und Installation von Tröpfchenbewässerung ist die Anlage 12 „Wasserbezug“ auszufüllen und im FIONA – Antrag hochzuladen. Die Tropfschläuche müssen ortsfest in der Rebzeile installiert sein.

Bitte reichen Sie ihre Rebenrechnungen schnellst möglich ein. Der FIONA-Antrag kann hierzu auch nach dem 15.05. nochmals geöffnet werden. Nach dem hochladen der Rebenrechnung müssen Sie bitte den Antrag nochmal einreichen. Erst dann ist die Rechnung im System aktiv.

 

Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 25.06.2025.