Allgemeiner Entwicklungsstand
Das Land zeigt sein Sommergesicht. Die Heuernte ist in vollem Gange, landauf – landab wird man umgeben vom Duft blühender Linden und am schönen Bodensee herrscht Rivierastimmung. Es besteht bestes Rebenwetter und die Entwicklung geht rasch voran. Feuchtigkeit und Wärme fördern das Wachstum, das ganze Beratungsgebiet profitiert von den Niederschlägen der letzten viertzehn Tage. Der seit Anfang zu sehende verzettelte Entwicklungsstand ist besonders im westlichen Beratungsgebiet in der Blüte wieder zu finden. Junge Trauben, welche Schrotkorngrösse erreicht haben, liegen selbst in guten Lagen neben noch frisch abgeblühten Gescheinen. Die wechselhafte Witterung im Blüteverlauf hat diese Unterschiede erhalten. Durch die sehr gute Wetterlage wird aber bis Ende Woche auch der Müller – Thurgau vollständig verblüht haben. Verriesselungen sind festzustellen, das endgültige Bild muss aber noch abgewartet werden. Der etwas spätere Bodenseeraum erlebt im Gegensatz dazu diese Woche eine traumhafte Blüte, welche Entwicklungsunterschiede eher zusammenführt. Bis Ende der Woche dürften die Burgunderbestände fast vollständig verblüht sein, der Müller – Thurgau im Laufe der kommenden Woche. Damit ist ein frühes Jahr nach den alten Regularien wieder vorgezeichnet, nach den neuen Regularien ist es inzwischen ein Normaljahr: ca. 10 – 14 Tage früher wie einst und nach der nach wie vor gültigen Regel „Blüte + 100 Tage“ bis zum Beginn der Hauptlese der Burgundersorten ein Lesebeginn überall im September. Bis Ende der Woche soll es sehr heiss werden, dazu schwül mit Gewitterneigung. Man hofft das Beste für die schönen Bestände. In der kommenden Woche folgt eine Abkühlung, aber von über 30° C einige Grad weniger ergibt immer noch warmes, sommerliches und der Entwicklung dienliches Wetter. Ausser der Gewitterstörung sind keine Niederschläge in der Vorhersage, es bleibt damit trocken und es bestehen gute Bedingungen für die vielen laufenden Arbeiten.
Zu den tierischen Schädlingen
Im Laufe der kommenden Woche sollten die Köder und Leimböden der Kontrollfallen für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation vorbereitet werden. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Aus dem Umfeld kommen Meldungen zu neuem Blattbefall der Reblaus. Bitte melden Sie Beobachtungen der Beratung. Die Glasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), welche eine Überträgerin der Schwarzholzkrankheit ist, besiedelt Brennnesseln und Ackerwinden als Wirtspflanzen. Die Besiedelung findet normalerweise ab Anfang Juni statt, die Zikade weicht nur im Notfall auf Reben aus. Da der Flug der Zikade läuft, sollten die Wirtspflanzen nicht beseitigt werden.
Zu den Pilzkrankheiten
Der Pflanzenschutz steht durch die zu Ende gehende Blüte im westlichen Beratungsgebiet und die laufende Blüte im Bodenseeraum nach wie vor ganz im Zeichen von Oidium. Durch die rasche Entwicklung und nach wie vor vorliegenden frisch abgeblühten Gescheinen sind Fragen der Wirkungsdauer nachrangig. Es gilt, die frischen Beeren zu schützen und bei raschem Wachstum in den jungen Trauben Belag zu halten, es lohnt nicht, hier ein Risiko einzugehen. Inzwischen liegt im Beratungsgebiet eine Meldungen eines kleineren Ölflecken der Peronospora vor. Ansonsten bestehen durchweg überall sehr saubere Laubwände. Durch den notwendigen Oidiumschutz und die gemeldeten möglichen Gewitterniederschläge sollte daher auf das kommende Wochenende im gesamten Beratungsgebiet eine Behandlung umgesetzt werden. Zum Einsatz kommen: gegen Peronospora ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,2 kg / ha, Folpan 500 SC mit 1,8 l / ha oder Delan WDG mit 0,6 kg / ha an. Durch die für die kommende Woche angesagte trockene Witterung ist der Zusatz von Phosphonaten nicht erforderlich und das erste Gipfeln wird nicht lange auf sich warten lassen. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie Talendo mit 0,3 l / ha, Sercadis mit 0,18 l / ha oder einmalig das Mittel Luna Max mit 0,99 l / ha Mittelaufwand. Achten Sie in den Behandlungen auf konsequenten Wirkstoffwechsel. Es gelten folgende möglichen Reihenfolgen: Talendo – SDHI (Sercadis, Luns Max) – Talendo oder SDHI – Talendo – SDHI.
Achtung! Der Wirkstoffwechsel betrifft auch die Mittel Prosper Tec (Vorblüte) und Luna Max, da in beiden der Wirkstoff Spiroxamin enthalten ist.
Im Bodenseeraum als erste „Abgehende Blüte“ – Behandlung gegen Peronospora Folpan 80 WDG mit 1,0 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 1,5 l / ha oder Delan WG mit 0,5 kg / ha Mittelaufwand. Zusätze wie Phosphonate mit z.B. 1,5 l / ha Veriphos oder RhombiPhos sind auf Grund der trockenen Wetterlage ebenso nicht notwendig. Gegen Oidium im entscheidenden Blütestadium ein organisches Mittel wie Talendo mit 0,25 l / ha, Sercadis mit 0,15 l / ha oder einmalig das Mittel Luna Max mit 0,82 l / ha Mittelaufwand. Für den Bodenseeraum wird empfohlen, im Abstand von einer Woche, also auf das übernächste Wochenende, eine Nachfolgebehandlung mit den angegebenen Mitteln zur Abdeckung der restlichen Blüte umzusetzen. Es gelten die oben genannten Hinweise zum Wirkstoffwechsel.
Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin gegen Peronospora ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha Mittelaufwand.
Zum jetzigen Entwicklungsstand sollten alle PIWI – Sorten nochmals mitbehandelt werden. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.
Der Einsatz von Bioregulatoren in kompakten Sorten und Klonen ist nur noch im Bodenseeraum möglich. Die Blüte im Burgunderbereich verläuft sehr rasch, erste frühe Lagen sind schon ausserhalb des Termines Vollblüte. Kontrollieren Sie daher ihre Anlagen, rasches Handeln ist erforderlich. Es gelten die Empfehlungen aus dem Info Nr. 9.
Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Die Heft – und Ausbrecharbeiten laufen auf Hochtouren, das erste Gipfeln folgt rasch. Die anhaltenden gelblichen Erscheinungen, am verbreitesten bei der Sorte Müller – Thurgau, sind Symptome von leichtem Stickstoffmangel, selten chlorotischen Ursprungs. Hier kann mit 0,5 kg / 100 l fertige Spritzbrühe Harnstoff oder mit Aminosol 2 l / ha gegengesteuert werden. In Chlorosefällen helfen Eisenchelate / Eisencitrate wieder nach der Blüte. Das moderate Entblättern zum Schutz gegen Botrytis von 2-3 Blättern von unten (Triebbasis) fördert zusätzlich die Abhärtung der Beerenhaut gegen Sonnenbrand und verbessert die Anlagerung und Antrocknung künftiger Pflanzenschutzmaßnahmen. Mit geplanten Entblätterungsmassnahmen kann zeitnah begonnen werden, wenn die Blüte komplett abgeschlossen und die sehr heissen Tage vorbei sind. Auch für die anstehenden mechanischen Entblätterungsmassnahmen mit Druckluft - Entblätterung und Säuberung der Trauben von Blüteresten in einem Arbeitsgang -, öffnet sich das Zeitfenster der Anwendung und mit der VitiPuls Combi Technik der Fa. ERO ist hier ein nicht zu übertreffender Standard erreicht. Das Zeitfenster liegt zwischen Schrotkorn- und Erbsengrösse der Beeren und sollte jetzt am Entwicklungsstand angepasst umgesetzt werden. Optisch ein guter Indikator ist die Verfärbung der Blütereste. Sind diese gelblich – braun, sind diese reif und lassen sich viel besser entfernen als zu nah an der Blüte. Empfohlen wird der bewährte Druckbereich zwischen 0,4 bis max. 0,6 bar. Das Verfahren ist nicht geeignet zur Ertragsregulierung mit höheren Drücken. Es wird zu viel Stress auf die Reben erzeugt. Auf eine schonende Umsetzung der Entblätterung wird nachdrücklich hingewiesen, um Aromaverlusten in Weissweinsorten vorzubeugen. Besonders betroffen sind die Aromasorten Muskateller, Gewürztraminer und am Bodensee die Sorte Bacchus. Die Sorte Sauvignon blanc verhält sich anderst, hier ist die Frage der Steuerung des Pyrazingehaltes von Bedeutung, moderat entblättern gilt dennoch.
Sonstige Hinweise
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) widerruft zum 18. August 2025 die Zulassungen der Pflanzenschutzmittel Mospilan SG (Zul.-Nr.: 005655-00) und Danjiri (Zul.-Nr.: 005655-60) u.a. hinsichtlich der Anwendung gegen Drosophila-Arten im Weinbau. Diese Anwendungen sind dann nicht mehr zulässig, weil die Höchstwerte an Rückständen des enthaltenen Wirkstoffs Acetamiprid nicht mehr sicher eingehalten werden können. Hintergrund: die Rückstandsgehalte für den Wirkstoff Acetamiprid wurden neu festgelegt und abgesenkt, gültig ab Stichtag 19.08.2025. Dies ist mit Blick auf das Kombinationsverfahren und der damit verbundenen Pflanzenschutzmittelreduktion unverständlich, da mit diesem Verfahren der Einsatz von 375 g / ha (Laubwand) auf 25 g / ha (Traubenzone) und damit um 93,3% abgesenkt werden kann. Es entfällt ein wichtiger Baustein in der KEF – Strategie.
Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 18.06.2025.