Weinbauinfo Kaisersuhl Nr. 11-2025

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Weinbauinfo Nr. 11-2025 vom 04.06.2025

 

Agenda       Abgehende Blüte

                    Teilentblätterung Traubenzone

 

Vegetationsstand und Witterung

Eine alte Bauernregel sagt:             Ist der Mai kühl und nass

Füllt er dem Bauer

Scheun und Fass

 

Mit etwas Verspätung (bezogen auf die Bauernregel) sind seit 1. Juni folgende Niederschlagsmengen am Kaiserstuhl gefallen:

 

Wetterstation
Niederschlag [mm]
Blankenhornsberg
37,1
Eichstetten
51,8
Oberbergen
35,6
Oberrotweil
50,9
 

Die Blüteentwicklung hat seit „Himmelfahrt“ bei teils schwülen Tages- und anhaltend warmen Nachttemperaturen einen raschen Verlauf genommen. In den frühen Lagen ist die Blüte beendet. In den mittleren Lagen befinden wir uns im Stadium „Abgehende Blüte“ BBCH 68, 80% der Blütekäppchen sind abgefallen. In den späten, hohen Lagen kann man neben noch nicht blühenden Gescheinen, alle Stadien bis Vollblüte, finden.   

Damit sind wir in einer entscheidenden Phase im Pflanzenschutz angekommen. Verbunden mit feucht labiler Luft, die durch das Tief „Tim“ von Schottland zu uns kommt, bleibt es weiterhin regnerisch und kühlt etwas ab. Erst nach Pfingsten sind wieder stabilere Wetteraussichten vorhergesagt.

Damit ist klar, dass vor Pfingsten mögliche Spritzfenster zur entscheidenden Behandlung „Abgehende Blüte“, bzw. zur dann aktuellen Blüteentwicklung durchgeführt werden sollten.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Wenn man die Fangzahlen der Traubenwicklerfalter im Vitimeteo in den Gemarkungen Endingen, Kiechlinsbergen, Amoltern, ohne gemeinschaftliche Pheromonverwirrungen nachvollzieht, ist ein eindeutiger Flughöhepunkt des Bekreuzten Traubenwicklers z.B. in den Gemarkungen Endingen, Amoltern am 02.05. auszumachen. Entsprechend sollte man in Rebanlagen ohne Bekämpfung in Nicht-Pheromongebieten, aktuell bzw. in den nächsten Tagen bei den Laubarbeiten mögliche Heuwürmer in den Gescheinen finden. Falls Sie Heuwürmer finden dann melden Sie diese mit einem Foto per WhatsApp oder Email an mich.

In den Pheromongebieten gibt es bisher keine Unregelmäßigkeiten!

Da der Flug der ersten Generation Traubenwickler überwiegend abgeschlossen ist, sollten jetzt die Köder und Leimböden in den Lockstofffallen bzw. Kontrollfallen gewechselt werden um den Flugverlauf der 2. Generation zu beobachten!

 

Winden-Glasflügelzikade 

als Überträger von Phytoplasmen, Auslöser der Schwarzholzkrankheit sind flugaktiv. 

Bitte lassen Sie nach Möglichkeit, Brennnesselhorste als natürliches Habitat in ihren Rebanlagen stehen. Ansonsten fliegen die Zikaden auf die Rebblätter und stechen diese an. Dabei können Phytoplasmen = zellwandlose Bakterien als Überträger die Schwarzholzkrankheit auslösen.

 

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium

Witterungsbedingt waren die Infektionsbedingungen für beide Mehltauerkrankungen in der vergangenen Woche sehr hoch. Gleichzeitig sind Blütekäppchen abgefallen und damit beste Möglichkeiten für die Pilze für Befall der frischen Beeren gegeben.

Somit sollte noch vor Pfingsten eine Behandlung erfolgen.

Zum Einsatz kommen gegen Peronospora aufgrund der besseren Applikationsqualität ein tiefenwirksames bzw. kuratives Perofungizid wie z.B. Zorvec Vinabel 0,456 L/ha (bei 12.000m² LWF) für alle Betriebe, die bisher kein Zorvec eingesetzt haben. Auf keinen Fall im Block 2 x hintereinander einsetzen!!!

Alternativ Pergado 2,5 Kg/ha oder Melody Combi 1,65 Kg/ha oder Fantic F 1,8 Kg/ha oder Afrasa Triple 3 Kg/ha.

Für den zu erwartenden starken Zuwachs durch warmes Wetter nach Pfingsten kann der Zusatz von Phosphonat z.B. Rhombiphos, Veriphos, Foshield 3 L/ha überlegt werden. Bei der Anwendung von Zorvec und Afrasa Triple ist kein Zusatz von Phosphonat notwendig, da sich hierbei die Wirkstoffe vollsysthemisch, akropedal verlagern!

Gegen Oidium ist der Einsatz eines potenten organischen Oidiummittels aus der Gruppe der SDHI-Wirkstoffe zu empfehlen. Z.B. Sercadis 0,18 L/ha oder Luna Max 1 L/ha oder Luna Experience 0,375 L/ha. Die Lunaprodukte sollten nicht in Verbindung mit Profiler (Resistenzmanagement) eingesetzt werden.

 

Wichtiger Hinweis: 

Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 3,6 Kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.

 

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.

Pilzwiderstandsfähige Reben jetzt mitbehandeln!

 

 

 

Vorbeugung von Stiellähme

Die bisherigen Wetterkapriolen, starke Temperaturänderungen Trockenheit und aktuelle Nässe führen zu Stoffwechselstörungen. Deshalb wird empfohlen, spätestens ab Blüteende Bittersalz max. 2-3%ig zur Spritzbrühe hinzuzugeben. Alternativ magnesiumhaltige Blattdünger wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC 2-5 L/ha oder Wuxal Magnesium 5 L/ha.

Es ist nicht zu empfehlen Bittersalz mit Phosphonaten zu mischen.

Allgemeine Hinweise:

Der Wasseraufwand beträgt 1000-1200 L/ha im Spritzverfahren bzw. 350-500 L/ha im Sprühverfahren. 
Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 2,5-3.
Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
Bitte benutzen Sie abdriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 
Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 
Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 
Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pflanzenschutzmaßnahmen müssen mittels Spritzdokumentation aufgezeichnet werden. Dies kann handschriftlich aber auch digital erfolgen!
 

 

Nur noch in späten Lagen möglich…

Traubenlockernde Maßnahmen; Einsatz von Bioregulatoren

Gute Blütebedingungen fördern bei Rebsorten mit dichter Beerenstruktur (Burgundersorten) die Kompaktheit der Trauben (Packungsgrad der Beeren).

Hier kann z.B. bei kompakten Spätburgunder (Klon Fr-5286, F105) und beim Grauburgunder (H1 oder Fr-49207 oder auch SMA) eine Behandlung mit Bioregulatoren sehr sinnvoll sein, um das spätere Fäulnisrisiko zu reduzieren.

Der Einsatz von Gibb 3 (zugelassen für Burgundersorten, Chardonnay u. Sauvignon blanc) zum Termin „Vollblüte = 50% Käppchen sind abgefallen“ mit einem Aufwand von 10-16 Tabletten/ha hat sich bei den kompakten Burgundersorten in der Praxis bestens bewährt. Bitte beachten sie die Anwendungsempfehlungen (Tabletten gut auflösen, Zusatz von Haftmittel z.B. Adhäsit, jede Gasse fahren, Spritzung solo nicht mit PSM mischen, ca. 600 l/ha Wasseraufwand, langsames Antrocknen, nur früh morgens oder in den Abendstunden spritzen).

Das Produkt Berelex 40 SG, Wirkstoff Gibberelinsäure, hat eine Zulassung für Spät-, Grau- und Weißburgunder, sowie für Schwarzriesling und Portugieser. Aufwandmenge 5g/hl Brühe. Gleiche Einsatzbedingungen wie Gibb 3.

Alternativ kann Regalis Plus 1-1,8 Kg/ha (Behandlung der Traubenzone) empfohlen werden. Auf die mögliche höhere Verrieselungswirkung bzw. stärkere Ausdünung und Ertragsreduzierung wird hiermit hingewiesen. Bei der Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass die Triebspitzen nicht getroffen werden, da es zu Triebberostungen kommen kann. Deshalb sollten der Luftstrom und die Düsen entsprechend etwas nach unten eingestellt werden.

Weitere Möglichkeiten um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren ist das „Ausblasen mittel Druckluftentblätterung“ oder das „Trauben teilen“ zu einem späteren Zeitpunkt!

 

Weinbauliche Arbeiten

Junganlagen

Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).

Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.

Zur direkten Bekämpfung gegen Fraßschäden durch Hasen/Haarwild ist Trico (auf Schaf-Fett-Basis, 15 l/ha bis ES 61 zugelassen.

Kulturarbeiten

Die Teilentblätterung der Traubenzone dient zur besseren Durchlüftung der Traubenzone und ist damit eine vorbeugende phytosanitäre Maßnahme gegen Pilzkrankheiten (Botrytis und Essigfäulnis). Bitte achten Sie auf das moderate Entblättern und Belassen sie ein schützendes Blätterdach auf der Sonnenseite zur Verhinderung von Sonnenbrand und bezüglich Aromaverlusten bzw. Verhinderung der Einlagerung von Bitterstoffen in den Trauben, die direkt der Sonne ausgesetzt sind.

Achten Sie bei der Druckluftentblätterung (Ausblasen) auf nicht zu hohen Druck und legen Sie den Schwerpunkt auf das Ausblasen der Blütereste. Dies ist hinsichtlich Vorbeugung des Fäulnisrisikos sehr wichtig.

 

Agrarbüro

Für Rebenpflanzungen ist die elektronische Einreichung der Rebenrechnung mittels FIONA bis zum 15.07.2024 möglich. Der FIONA-Antrag kann hierzu auch nach dem 15.05. nochmals geöffnet werden. Nach dem hochladen der Rebenrechnung müssen Sie bitte den Antrag nochmal einreichen. Erst dann ist die Rechnung im System aktiv!!!

Je früher die Rechnung eingegeben wird, desto schneller können wir mit den Kontrollen starten. Und… desto schneller erfolgt die Mittelfreigabe und damit die Auszahlung der Förderung!

Flächenkorrektur Umstrukturierung nach Neupflanzung 

Eine Überbeantragung, der in der Umstrukturierung zur Pflanzung beantragten Rebflächen, kann zu Sanktionen und damit zu Verlust von Fördergelder führen. Somit empfehlen wir nach der Pflanzung die beantragten Rebflächen mit der tatsächlich angepflanzten Fläche abzugleichen und die Korrektur vor Abgabe der Rebenrechnung (Verwendungsnachweis) im Gemeinsamen Antrag/FIONA vorzunehmen. Auch nach Abschluss des GA kann dieser nochmals bis 16.05. geöffnet werden und die beantragte U+U Fläche korrigiert und eingereicht werden. Nach dem 16.05. müssen notwendige Flächenkorrekturen schriftlich beim Landwirtschaftsamt angezeigt werden. 

Eine praxistaugliche Methode um die angepflanzte Rebfläche zu überprüfen ist die Rückrechnung auf die gepflanzten Pfropfreben und deren Standraum. D.h.

Standraum    = Gassenbreite x Stockabstand

Pflanzfläche   = Standraum x gepflanzte Rebenanzahl

Die Förderung erfolgt flurstückbezogen! D.h. Sie müssen die gepflanzte Fläche auf das beantragte Flurstück rückrechnen und korrigieren! 

Wir bitten um Beachtung!!!

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl