Kohldrehherzgallmücke
Die Kohldrehherzmücke (KDHGM) hat in 2024 enorme Schäden angerichtet. Ob 2025 ähnlich dramatisch wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Natürliche Gegenspieler haben einen großen Einfluss, ebenso die Witterung. Diese war ab Vegetationsbeginn viel trockener und meist kühler als im letzten Jahr und damit ungünstiger für die KDHGM. Diese ist seit Anfang Mai aktiv, wie eine Pheromonfalle zeigt. Schäden waren bisher keine festzustellen. In der letzten Woche sind die Fangzahlen aber sprunghaft angestiegen. Ob das tatsächlich ein erhöhtes Risiko bedeutet, weiß man erst, wenn sich in ein oder zwei Wochen die Symptome zeigen – und dann ist es zu spät. Deshalb sollte zumindest an Standorten, in denen es 2024 Schäden gab, vorbeugend gehandelt werden.
Bilder oben: Die Maden der Kohldrehherzgallmücke lassen bei Brokkoli den Vegetationskegel absterben. Die Pflanze wächst nicht
mehr weiter, die jüngsten Blätter vernarben (links). Bei Kohlrabi führt der Fraß der Maden zum Platzen der Knolle. Auch
hier gibt es Vernarbungen in den Blattachseln, im Unterschied zui Platzern durch schwankende Wasserversorgung oder Rüsselkäfer
(rechts).
Zuverlässig wirkt das Abdecken mit Netz ab Pflanzung bis zum Sichtbarwerden der Blumen bei Blumenkohl und Brokkoli bzw. bis zum Einsetzen der Kopfbildung bei Kopfkohl. Kohlrabi ist während der gesamten Kulturzeit gefährdet, ebenso Rosenkohl. Eine durchgängige Netzauflage ist hier umständlich, schützt aber auch vor anderen Problemen. Die Maschenweite 1,3 mm hält KDHGM fern, 0,8 mm außerdem Weiße Fliege und Kohlerdflöhe.
In anfälligen Kohlkulturen, die nicht durch Netze geschützt sind, sollten jetzt Insektizide eingesetzt werden. Gegen KDHGM wirken u. a. Mospilan SG (Kohlrabi, Blumen-, Kopfkohle; in Blumen- und Kopfkohle nicht bei Vermarktung nach dem 19.08.!), Coragen (Blumenkohle, Kopfkohl), Benevia, Minecto One (Blumen-, Kopfkohle), SpinTor (alle Kohlarten), Nokaut (Blumen-, Kopfkohle, Chinakohl), Movento OD 150 (Kohlrabi, Kopfkohl, Blumen-, Blattkohle; Aufbrauchfrist 30.10.2025) oder NeemAzal-T/S (Blumen-, Kopfkohle). Pyrethrine (Raptol HP, Spruzit Neu) und Pyrethroide wirken auch, aber nur bis 23 °C, während die KDHGM erst ab 20 °C richtig aktiv wird. Pyrethroide schädigen außerdem nachhaltig Nützlinge. Um die KDHGM zu erfasssen, muss mit so viel Brühe gespritzt werden, dass diese bis an das Herz der Pflanze bzw. an die Röschen gelangt.
Wenn sich heiße, (luft-)trockene Witterung einstellt, verringert sich die Gefahr durch die KDHGM. Derzeit ist die aber nicht in Aussicht.
Pilzkrankheiten
Die aktuelle regnerische, warme Witterung bietet gute Bedingungen für Infektionen mit verschiedenen pilzlichen Blattkrankheiten, vor allem Falschem Mehltau. Die Bekämpfung wird nicht einfacher dadurch, dass der Wirkstoff Dimethomorph seine EU-Genehmigung verloren hat und entsprechende Pflanzenschutzmittel (im Gemüsebau Forum, Orvego) seit dem 20.05. nicht mehr angewendet werden dürfen. Damit fehlt ein zuverlässig, systemisch und kurativ wirkendes Mittel.
Einen Teil dieser Lücken können die neuen Indikationen für die Mittel Zorvec Enicade, Orondis Plus und Orondis Evo mit dem Wirkstoff Oxathiapiprolin schließen. Dieser hat vergleichbare Eigenschaften wie Dimethomorph. Im Handel ist davon wohl nur Orondis Evo verfügbar.
In Zwiebeln wurde Orondis Evo noch nicht zugelassen. Es besteht aber eine Notfallzulassung für Ridomil Gold R (19,4 g/kg Metalaxyl-M + 142,9 g/kg Cu-Hydroxid) bis 12.08.2025 in Speisezwiebel als Trocken- und Bundzwiebeln sowie in Winterheckenzwiebel zur Nutzung als Bundzwiebel mit 1 x 5 kg/ha (Trockenzwiebel) oder 1 x 3,5 kg/ha (Bundzwiebel) und Wartezeit=14 Tage.
Unten sind Fungizide aufgelistet, die seit Jahresbeginn gegen Falsche Mehltau-, Phytophthora-Arten und andere Oomyzeten neu zugelassen bzw. genehmigt wurden.
In durchtreibendem Spargel sollte auf Infektionen mit Laubkrankheit (Stemphylium botryosum) und Rost (Puccinia asparagi) an den Stängeln geachtet werden. Sie werden etwa dann sichtbar, wenn die Seitenzweige sich abspreizen, noch bevor die Phyllocladien sich ausbilden. Man findet sie meist im unteren Bereich des Triebes. Die Symptome unterscheiden sich etwas von denen am Kraut. Stempyhlium zeigt sich als stecknadelkopf- bis wenige Millimeter große, eingesunkene, weißliche oder rötliche Flecken mit dunklem Rand. Rost verursacht bis etwa zentimetergroße, ovale, hellgrüne bis gelbliche Flecken, in denen später orangegelbe Sporen gebildet werden.
Das Risiko für diese Primärinfektionen ist in diesem Frühjahr besonders hoch. Grund dafür ist auch die aktuelle Witterung, aber vor allem die vielen Infektionsquellen: Im vergangenen Herbst gab es örtlich viel Befall am Kraut, und wegen winterlicher Nässe konnte es oft erst sehr spät zerkleinert und eingearbeitet werden. Ein Großteil davon verrottete deshalb nicht vollständig – und auch nicht die Krankheitserreger daran. Werden Triebinfektionen festgestellt, sollten umgehend Fungizide eingesetzt werden, um den Befallsdruck für den Rest der Vegetationszeit zu vermindern. Die chemisch-synthetischen Mittel zeigen regional Minderwirkungen. Am ehesten bei frühzeitigem Einsatz kann man mit Strobilurinen und Azolen (z. B. Ortiva, Askon, Score) gegen Rost oder Switch oder Delan WG gegen Stemphylium noch brauchbare Wirkungen erzielen.
Nicht resistenzgefährdet ist die Mischung aus Kumulus WG und Cuprozin Progress. Empfehlenswert ist ein Zusatzstoff zum Verbessern der Haftung und Regenfestigkeit wie Alkir, Designer oder Nu-Film P.
Bilder: Primärinfektionen mit Rost am Stängel erscheinen als helle, ovale Flecken. Hier entstehen orange Aecidiosporen, die
zu weiteren Infektionen führen (links). Primärinfektionen mit Stemphylium sind erst rötlich-braun mit dunklem Rand,
später bekommen sie ein helles Zentrum (rechts). In diesem werden später schwarze Konidien gebildet. Beide Krankheiten nehmen
ihren Anfang von über Winter nicht verrottetem, befallenes Spargelkraut (rechts).
Zulassungen
Die Zulassung von Ortiva mit der Zul.-Nr. 024560-00 endete am 31.12.2024. Bis zum 30.06.2025 ist es noch im Handel erhältlich, bis zum
30.06.2026 kann es noch aufgebraucht werden.
Es gibt zwar eine Neue Zulassung für Ortiva mit der Zul.-Nr. 034560-00. Diese umfasst derzeit im Gemüsebau aber nur Blumen-, Blatt-, Kopfkohle, Salate, Endivien, Möhre, Spargel, Tomate, Gurke und nicht die zahlreichen Zulassungserweiterungen. Wer Ortiva zumindest bis zum 30.06.2026 in allen bisherigen Indikationen nutzen möchte, sollte sich mit Ortiva mit der alten Zulassungsnummer bevorraten.
Die Zulassung von Hypontus (100 g/l Benzovindiflupyr) wurde erweitert um die Anwendung gegen Rostpilze, Pilzliche Blattfleckenerreger in Frische Kräuter im Freiland mit 1 x 7,5 ml/Ar; Wartezeit=14 Tage. (Tabelle siehe letzte Seite)
Es wurde eine Notfallzulassungen erteilt nach Art. 53 für Previcur Energy (530 g/l Propamocarb + 310 g/l Fosetyl) in Endivien, Feldsalat, Rucola-Arten im Freiland gegen Falsche Mehltaupilze mit 1 x 25 ml/Ar; Wartezeit=21 Tage; gültig vom 15.05.2025 bis 11.09.2025