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Weinbauinfo Kaiserstuhl-Nr. 09-2025

Weinbauinfo Nr. 09-2025 vom 21.05.2025

 

Agenda       Pflanzenschutz nach Hagel

 

Vegetationsstand und Witterung

Ein starkes Gewitter ist heute Nachmittag zwischen 13:00 – 14:00 Uhr über den Kaiserstuhl gezogen. Dabei hat es in unterschiedlichen Gemarkungen in unterschiedlicher Intensität gehagelt. Auch die Niederschlagsmengen sind sehr differenziert von ca. 8-29 mm.

Der Neuzuwachs innerhalb einer Woche bewegt sich um 2 Blätter. Aktuell sind 10-11 Blätter entfaltet. Die Gescheine sind voll entwickelt. In den frühen Lagen und Sorten sind erste Blüte abgespreizt.

Verstärkt werden Chlorose gemeldet. Ansonsten stehen die Reben überwiegend vital und der 1. Heftgang läuft.

Die Wettervorhersage meldet ein Tiefausläufer, der sich von den Alpen in unsere Richtung ausbreitet und labile, feuchte Luftmassen mit sich bringt. Damit ist weitere Bewölkung, vereinzelte Schauer auch Morgen wahrscheinlich. Erst am Freitag soll es wieder beständiger und trocken werden. Es wird deutlich kühler.

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium

Die langjährigen Erfahrungen aus Hagelereignissen sprechen für die Empfehlung umgehend eine kurativ-tiefenwirksame Peronosporabehandlung durchzuführen. Zum Einsatz kommen z.B. Pergado 2,5 Kg/ha oder Zorvec Vinabel 0,38 L/10.000m² LWF oder Melody Combi 1,1 Kg/ha, oder Reboot 0,2 Kg/ha oder Fantic F 1,2 Kg/ha. Der Zusatz von Phosphonat wie z.B. Veriphos oder Foshield oder Rhombiphos 2L/ha zur Steigerung der natürlichen Abwehrkraft gegen Peronospora kann Sinn machen. Bei Zorvec Vinabel ist der Zusatz von Phosphonat nicht nötig.

Oidium war und ist aktuell die Leitkrankheit. Der Zusatz eines organischen Mehltaumittels zur Spritzbrühe kurz vor der Blüte ist ausnahmslos zu empfehlen. Zum Einsatz kommt z.B. Prosper Tec 0,66 L/ha oder Belanty 1L/10.000m² LWF oder Talendo 0,2L/ha.

 

 

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 400-800 L/ha im Spritzverfahren bzw. 200-300 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 2,0. Für stärker gewachsene Anlagen Basis x 2,5.

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie abdriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

Pflanzenschutzmaßnahmen müssen mittels Spritzdokumentation aufgezeichnet werden. Dies kann handschriftlich aber auch digital erfolgen!
 

Weinbauliche Arbeiten

Heften

In hagelgeschädigten Anlagen kann beim Heften verstärkt Triebbruch entstehen. Evtl. sollte das Personal entsprechend angeleitet werden um die Heftdrähte gefühlvoll beizuziehen und Triebbruch so gut als möglich zu vermeiden.

Chlorose

Die Meldungen von starker Chlorose häufen sich. Neben den schon beschriebenen 

starken Temperaturunterschiede bei gleichzeitig starkem Wachstum (Schlechtwetterchlorose, Stresschlorose etc.) sind auch feinkrümelige Bodenbearbeitungen und das Einarbeiten von nicht verrotteter organischer Substanz (Mist, Trester) Ursache dafür. 

Folgende Empfehlungen:

·       Bei mittlerer Ausprägung kann eine Sonderbehandlung (separate Behandlung) mit einem Eisenchelat/Eisencitrat z.B. Lebosol Heptaeisen 3-7 L/ha in Verbindung mit einem Aminosäurehaltigen Stickstoffblattdünger z.B. Aminosol 1-2 L/ha überlegt werden. In den meisten Anlagen wird sich die Chlorose bei stabiler Wetterlage auswachsen.

·       Bei starker Ausprägung ist die Stockdüngung mit z.B. Folicin DP 20 g/Stock gelöst in ca. 0,5L Wasser zu empfehlen. Dabei sollte links und rechts vom Stock ein Loch, z.B. mit einem Pfahleisen etc. gemacht werden und der halbe Liter zur Wurzel gegeben werden. Anschließend ist das Loch mit dem Schuh zuzumachen um die Oxidation des Eisenpräparates zu verhindern.

·       Auch das Lüften des Bodens z.B. mit einem Schichtengrubber, jede 2. Gasse, ist zu empfehlen um den Gasaustausch an der Wurzel zu verbessern und Faulgase aus dem Boden zu befördern.

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl