Weinbauinfo Nr. 07-2025 vom 07.05.2025
Vegetationsstand und Witterung
Wie vorhergesagt kam es seit dem Wochenende zu einem starken Temperaturrückgang um bis zu 10°C Durchschnittstemperatur. Dies hat die Rebenentwicklung deutlich abgebremst. Aktuell sind um die 6-7 Blätter entfaltet und die Gescheine vergrößern sich. Das reduzierte Wachstum gibt uns Zeit anstehende Arbeiten wie z.B. Ausbrechen, Stämme putzen und Jungfeldpflege aufzuarbeiten. Auch im Pflanzenschutz sind durch verlängerte Inkubationszeiten der Peronospora und geringeres Infektionsrisiko bei Oidium längere Behandlungsintervalle 10-12 Tage möglich.
Die Wettervorhersage meldet langsam ansteigende Tageshöchsttemperaturen bis an die 20°C. Schauer bzw. Niederschläge sind heute Nachmittag bzw. Morgen mit geringen Regenmengen und relativ punktuell möglich. Ein Wechsel aus Sonne und Bewölkung mit tendenziell trockener Phase zeichnet sich ab. Zum Mondwechsel, Vollmond am 12.05., sind dato noch keine Frostwarnungen in den Vorhersagen zu erkennen.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
In den Nicht-Pheromongebieten wie z.B. in Endingen oder im Breisgau, zeichnen sich in www.monitoring.vitimeteo teils beachtliche Fallenfänge beim Bekreuzten Traubenwickler aber auch Fallenfänge beim Einbindigen Traubenwickler ab.
An alle Fallenkontrolleure in den gemeinschaftlichen Pheromonverwirrungen, bitte kontrollieren Sie jetzt regelmäßig 2-3 x wöchentlich ihre Fallen und melden Zuflug von Faltern direkt den Verantwortlichen (Rebschutzwarte, Pheromonverfahrensleiter).
Bisher sind keine Unregelmäßigkeiten in den Pheromonverfahren bekannt.
Pilzkrankheiten
Peronospora und Oidium
Mäßige Niederschlagsereignisse in der bisherigen Vegetation führen nur zu geringen Infektionsereignissen (Boden- bzw. Primärinfektionen) der Rebenperonospora. Betreffend Oidium zeigt der Oidiumindex ein mittleres Infektionsrisiko. Wobei das aktuelle Wetter geringes Oidiuminfektionspotential hat.
Damit ist zuerst einmal Entspannung im Pflanzenschutz angesagt, ohne aber nachlässig bzw. zur Risikobereitschaft aufzurufen. Wir beobachten wachsam. Falls erste Ölflecken sichtbar werden, auch an den Bodentrieben, dann bitte um sofortige Meldung an mich persönlich!
Viele Betriebe haben zwischen dem 29.04.-01.05. ihren Pflanzenschutz durchgeführt. Diese sollten vor dem Wochenende wieder eine Belagserneuerung durchführen. Andere Betriebe haben zwischen dem 02.-03. Mai behandelt. In diesen Betrieben ist diese Woche kein Handlungsbedarf.
Zum Einsatz kommen gegen Peronospora ein Kontaktfungizid wie z.B. Delan WG 0,2 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Folpan 500 SC 0,6L/ha. Bei gleichzeitiger Schwarzfleckenbekämpfung sind die Aufwandmengen Basis x 1,5 zugelassen. Gegen Oidium fügen wir der Spritzbrühe je nach Zulassung des Produktes 3,6-6,0 Kg/ha Netzschwefel hinzu. Hieraus ergeben sich Nebenwirkungen auf die Kontrolle der Milbenpopulation.
Zur Steigerung der natürlichen Abwehrkraft der Rebe kann die Zugabe von Phosphonaten wie z.B. Veriphos oder Foshield etc.,1,0 L/ha sinnvoll sein. Alternativ empfehlen wir Delan Pro 1,2 L/ha (Kombination aus Kontaktmittel und Phosphonat).
Wer nach größeren Infektionsereignissen und starken Zuwachsraten, einem Spritzabstand länger als 8 Tagen, seinen Pflanzenschutz durchführt, sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit auf ein zugelassenes tiefenwirksames Peronosporafungizid wie z.B. Pergado, Fantic F oder Melody Combi etc. in den entsprechenden Aufwandmengen zurückgreifen.
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 400-800 L/ha im Spritzverfahren bzw. 200-300 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 1bis 1,5 (Indikationszulassung Phomopsis).
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie abdriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pflanzenschutzmaßnahmen müssen mittels Spritzdokumentation aufgezeichnet werden. Dies kann handschriftlich aber auch digital
erfolgen!
Weinbauliche Arbeiten
Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) steht aktuell auf dem Arbeitsplan. Neben den mechanischen Möglichkeiten von Hand und mittels Stammputzer, können die Bodentriebe chemisch, mittels Shark oder Quickdown (herbizide Abbrenner) abgespritzt werden. Bitte beachten Sie die Sortenvorgaben bei Shark: Silvaner, Chardonnay, Schwarzriesling und allen Burgundersorten. Bei Quickdown plus Toil die Sorten Riesling und Dornfelder. Beloukha (Pelargonsäure) hat keine Sortenbegrenzung. Bitte achten sie bei der Anwendung auf abdriftmindernde Arbeitsweise, Einsatz von Spritzschirm und Injektordüsen. Diese Abbrenner sind bei der Anwendung sehr Driftempfindlich und können bei den eigenen und benachbarten Reben Schäden an den Blättern, Trieben, letztendlich einen toxischen Schock auslösen. Der Einsatz wird nur bei windstillen Verhältnissen empfohlen. Der ideale Einsatzzeitpunkt ist bei einer Trieblänge von 10-15 cm.
Auch die Ausbrecharbeiten am Kopf, Einstellen der Triebanzahl und Förderung des Fruchtholzes für den nächstjährigen Anschnitt, sowie das Entfernen von Doppel- und Kümmertrieben an den Bogreben, bzw. das Einstellen einer optimalen Triebzahl für eine luftige Laubwand bestimmen die manuellen Stockarbeiten.
In Naturschutzgebieten muss bei einem Einsatz der genannten Produkte beispielsweise eine Ausnahmegenehmigung vorliegen.
Bodenpflege
Nächste Woche können sich nach dem Abtrocknen des Oberbodens gute Bedingungen für das Umbrechen, das Einebnen jeder zweiten Gasse und einer Neueinsaat einer vielseitigen Begrünungsmischung ergeben.
Ansonsten empfiehlt sich, hinsichtlich der Förderung der Insektenvielfalt, das alternierende Mulchen jeder 2. Gasse.
Bei „Herbizidfreier Bodenpflege“ empfiehl sich jetzt eine Kombination aus Rollhacke und Stammputzer einzusetzen. Damit kann bei einmaliger Überfahrt der Unterstockbereich (Beikrautbesatz) bearbeitet und gleichzeitig die Stammauswüchse mechanisch ausgebrochen werden.
Agrarbüro
Es naht der 15.05. und damit die Antragsfrist für den gemeinsamen Antrag. Nicht vergessen!
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl