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Pflanzenschutzhinweis Gemüsebau Südbaden 2025 (KW 19)

Lauchminierfliege

Nur noch einzelne Eier der Lauchminierfliege sind zu finden. Behandlungen sind nun keine mehr nötig. Netzabdeckungen zum Schutz vor diesem Schädling können abgenommen werden. Mit dem Erscheinen der zweiten Generation der Lauchminierfliege ist frühestens Ende August zu rechnen.

Möhrenfliege

Der Flug der Möhrenfliege hält an, wenn auch derzeit unterbrochen wegen niedriger Temperaturen. Mit der Erwärmung zum Wochenende wird wieder Eiablage stattfinden. Eier und Larven haben dann, bei feuchtem Boden und milden Temperaturen, höhere Überlebenschancen als in der trockenen Hitze der zurückliegenden Woche. In gefährdeten Lagen sollten Insektizideinsätze wiederholt werden.

Blattläuse

Die Grüne Salatblattlaus (Nasonovia ribisnigri) hat sich in der vergangenen Woche innerhalb weniger Tage im gesamten Gebiet ausgebreitet. In manchen Salatbeständen saßen die Herzblätter bereits voll mit den Nachkommen der zugeflogenen Tiere. Örtlich können sie seitdem starken Niederschlägen zum Opfer gefallen sein. Deshalb sollten vor einer Spritzung Kontrollen durchgeführt werden. Bei offenen Pflanzen können u. a. Pyrethroide oder Mospilan SG (wegen RHG-Absenkung nur bei Salat, der bis 19.08. verkauft ist) eingesetzt werden. In geschlossenen Köpfe sind die Blattläuse nur mit Movento OD 150 (Aufbrauchfrist 30.10.2025) zu erreichen.

Auch die Schwarze Bohnenlaus wandert in die Flächen ein. Bei Bestandskontrollen in Mangold und Spinat kann Weißer Gänsefuß als Zeigerpflanze dienen. Er wird gerne von der Schwarzen Bohnenlaus besiedelt und reagiert auf deren Saugtätigkeit mit auffällig eingerollten Blättern. So findet man Befall leichter als wenn man sich durch den gesamten Spinat- oder Mangoldbestand blättert. Die Mittelauswahl ist ähnlich wie bei Salat, für Mospilan SG und Movento OD 150 gelten in Spinat und Mangold die gleichen Einschränkungen wie dort. In Dicke Bohne sowie Garten- und Stangenbohne im Freiland und im Gewächshaus ist ebenfalls auf Schwarze Bohnenlaus zu achten.

Blattkräuselungen an Weißem Gänsefuß durch Befall mit Schwarzer Bohnenlaus
Foto: Schwarze Bohnenlaus an Weißem Gänsefuß
 

Rüben-Stängelrüssler

Erste Exemplare des „Rüben-Stängelrüsslers“ Lixus juncii wurden vergangene Woche gesichtet. Die etwa 1 -1,5 cm langen, schlanken, auf grau-braune Käfer fressen 1-2 mm breite und tiefe Gruben in Blattstiele und Stängel verschiedener Gänsefußgewächse, u. a. Zuckerrübe, Rote Bete und Mangold. Wenn die Temperaturen wieder steigen, werden sie dort auch mit der Eiablage beginnen. Diese hält bis etwa Ende Juni an. Schaden entsteht durch den Grubenfraß der erwachsenen Käfer und durch die Larven, welche in Stängeln und Blattstielen minieren, bei Rote Bete und Zuckerrübe manchmal bis hinunter in die Rüben. Im letzten Jahr waren die Käfer von der Ortenau bis ins Markgräflerland an mehreren Standorten zu finden. Da sie sich fliegend verbreiten, können sie heuer im gesamten Gebiet auftreten. Deshalb sollten die Bestände nicht nur dort kontrolliert werden, wo es bereits im letzten Jahr Schäden gab. Am einfachsten findet man die Käfer an überwintertem, schossendem Mangold. Blütenstängel sind für diesen Rüsselkäfer offenbar attraktiver als Blattstiele, außerdem ist er am Stängel leichter zu sehen als in den Blattrosetten junger Pflanzen.

Schäden durch Rüben-Stängelrüssler Lixus juncii
Bilder: Mangold mit Fraßgrube eines „Rüben-Stängelrüsslers“ (oben links). Die Larven, die aus den dort abgelegten Eiern schlüpfen, minieren im Blattstiel (rechts). Wenn der Blattstiel nicht genügend Nahrung bietet, bohren sich die Larven bis in die Wurzel bzw. Knolle (unten links).

Bei der Bekämpfung von Blattläusen oder Minierfliege mit Mospilan SG (Einschränkungen siehe oben!), Minecto One, SpinTor oder Karate Zeon u. a. wird der Käfer wahrscheinlich miterfasst.

Im Bio-Anbau empfiehlt sich das Abdecken von Mangold oder Rote Bete mit einem Kohlfliegennetz, bevor die Käfer in die Fläche einwandern. Über die Wirkung von Spruzit Neu bzw. Raptol HP und NeemAzal-T/S ist nichts bekannt. Der „Rüben-Stängelrüssler“ unterscheidet sich u. a. durch ein helles Band an den Seiten vom ähnlichen Spitzsteißiger Rübenrüssler (Tanymecus palliatus), welcher an den gleichen Pflanzen lebt. Ihn findet man derzeit örtlich in größerer Zahl. Er schädigt durch Buchtenfraß an den Blatträndern, was bei junge Aussaaten zu Ausfällen führen kann. Anders als der „Rüben-Stängelrüssler“ frisst der Spitzsteißige Rübenrüssler häufig an Spinat und außerdem an verschiedenen Wildkräutern, weshalb er auch Kletten- oder Esparssettenrüssler heißt. Die Gegenmaßnahmen sind die gleichen, aber selten erfoderlich.

Lixus junicii und Tanymecus palliatus im VergleichBilder oben: Die rostbraune Behaarung des Rüben-Stängelrüsslers (links) nutzt sich im Laufe seines Lebens ab und gibt die dunkelgraue Grundfärbung frei. Der helle Seitenstreifen bleibt aber erhalten. An diesem kann man ihn gut vom Spitzsteißigen Rübenrüssler (rechts) unterscheiden, der ähnlich groß ca. 1 cm) und an den gleichen Pflanzen zu finden ist.

Spargelfliege und –hähnchen

Durchtreibende Spargelanlagen sollten an sonnigen, warmen Tagen auf Spargelfliegen kontrolliert werden. Besonders in Neupflanzungen kann die Spargelfliege unbemerkt große Schäden machen. Die dünnen Triebe junger Pflanzen sterben durch den Fraß schon weniger Maden oder durch sekundär auftretende Fäulen leicht ab, und der kleine Wurzelstock hat kaum genug Knospen und Reserven, um den Verlust durch einem Neuaustrieb zu kompensieren.

Das Befallsrisiko ist hoch, wenn es im Umkreis von ca. 1 km Anlagen gibt, in welchen im vergangenen Jahr stärkere Schäden auftraten. Besonders groß ist die Gefahr, wenn diese Befallsanlagen heuer beerntet werden. Dann schlüpfen die Fliegen dort aus dem Boden, finden aber wegen Ernte und Folienbedeckung keine Spargeltriebe zur Eiablage. Die eigentlich standorttreuen Tiere sind dann gezwungen, abzuwandern. 

Spargelfliege und Spargelhähnchen an Spargeltrieb
Bild: Spargelfliege und –hähnchen beim Stelldichein im Abendsonnenschein.


Sofern eine Behandlung mit Insektiziden nötig ist, sollte diese durchgeführt werden, sobald die Sprosse wenige Zentimeter aus dem Boden ragen. Die Spargelfliege wird erfasst durch Pyrethroide wie Karate Zeon oder die Pyrethrine Spruzit Neu und Raptol HP. Es handelt sich um Kontaktmittel, deshalb empfiehlt sich eine Bandbehandlung auf die Spargelreihen, wegen der Temperaturempfindlichkeit der Wirkstoffe bevorzugt am frühen Morgen oder am Abend. Seit April ist Benevia (100 g/l Cyantraniliprole) gegen Spargelfliege in Ertrags- und Junganlagen zugelassen (siehe unten). Auch hier ist nur eine Kontaktwirkung gegen die Fliegen zu erwarten, allerdings wegen der Bienengefährlichkeit mit strengeren Auflagen als die vorgenannten Mittel. 

Das Spargelhähnchen kommt bisher nur in geringer Zahl vor. Bei Wetterbesserung kann sich das schnell ändern. Regelmäßige Kontrollen in durchtreibenden Anlagen schützen vor bösen Überraschungen. Zugelassen und wirksam sind u. a. NeemAzal-T/S, Karate Zeon, Raptol HP, Spruzit Neu und Mospilan SG. Die drei Letzgenannten sind zur Anwendung während der Ernte zugelassen, bei Mospilan SG besteht dann aber das Risiko einer RHG-Überschreitung.  

Echter Mehltau

Starke Temperaturschwankungen im Tagesverlauf führten im April zu langen Phasen mit hoher Luftfeuchte und boten vor allem im Gewächshaus gute Bedingungen für Echten Mehltau. In empfindlichen Kulturen, vor allem Gurke, muss weiter auf diese Pilzkrankheit geachtet werden. Bei frühzeitigem Einsatz haben Strobilurine wie Ortiva eine gute Wirkung, bei vorhandenem Befall helfen u. a. Askon, Score oder Vivando. Im Bio-Anbau gibt es gute Erfahrungen mit der frühzeitigen Anwendung von Kumar oder Kumulus WG. Letzeres schädigt u. a. Raubmilben. 

Zulassungen

Mit der Fachmeldung vom 11. März 2025 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitgeteilt, dass die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Roundup Future (Zulassungsnummer: 00A042-00) derzeit nicht wirksam ist.

Mit Bescheid vom 24. April 2025 hat das BVL nun auf Antrag des Zulassungsinhabers die sofortige Vollziehung des Verlängerungsbescheides vom 25. November 2024 hinsichtlich der untenstehenden Anwendungen angeordnet.
Dementsprechend ist die Zulassung von Roundup Future gegen u. a. für folgende Anwendungen gegen ein-und zweikeimblättrige Unkräuter im Freiland wieder wirksam:

00A042-00/00-024 (Fruchtgemüse, Zwischenreihenbehandlung mit Abschirmung)

00A042-00/00-025 (Spargel, nach dem Stechen mit Abschirmung)

00A042-00/00-028 (Wurzel- und Knollengemüse, Zwischenreihenbehandlung mit Abschirmung)

0A0042-00/00-029 (Gemüsekulturen, nach der Ernte ODER nach dem Wiederergrünen)

Eine Zulassungserweiterung wurde erteilt für Benevia (100 g/l Cyantraniliprole) in Spargel-Ertrags- und Junganlagen im Freiland gegen Spargelfliege als Bandbehandlung mit 1 x 7,5 ml/Ar bei Befallsbeginn nach dem Stechen bzw. nach dem Austrieb bis 3 Wochen vor zu erwartendem Blühbeginn; Wartezeit=F. B1!

Allgemeines

Frau Ivana Sadric Nad, Studentin der Nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, schreibt derzeit eine Masterarbeit darüber, wie landwirtschaftliche Betriebe digitale Entscheidungshilfen und Prognosemodelle im Pflanzenschutz nutzen. Grundlage dafür ist eine Online-Umfrage bei landwirtschaftlichen Betrieben mit Hilfe eines Fragebogens, der unter folgendem Link aufgerufen werden kann:

https://www.soscisurvey.de/pflanzenschutzprognosemodelle/

Die Umfrage ist anonym und dauert wirklich nur wenige Minuten. Bitte beteiligen Sie sich nach Möglichkeit daran. Im besten Fall helfen Sie damit, vorhandene und kommende Prognosemodelle anwenderfreundlicher zu machen.