Lauchminerfliege
Erste Fraßpunkte der Lauchminierfliege waren in einem Schnittlauchbestand zu sehen. Wo eine Netzabdeckung zum Schutz vorgesehen ist, sollte diese jetzt aufgelegt werden. Für Insektizidanwendungen in Lauch, Knoblauch oder Zwiebeln ist es noch zu früh.
Kohlfliege
Die Eiablage der Kohlfliege ist stark rückläufig. Maßnahmen sind in dieser Saison wohl keine mehr erforderlich.
Möhrenfliege
Auch die Aktivität der Möhrenfliege wird in den nächsten Tagen zum Erliegen kommen.
Kohldrehherzgallmücke
In diesem Jahr gab es sehr viele Schäden durch die Kohldrehherzgallmücke (Contarinia nasturtii), kurz Drehherzmücke genannt. Dieses etwa 2 mm lange, zarte Insekt legt seine Eier an die Terminalknospe vieler Kreuzblütler. Die schlüpfenden, wurmartigen Maden lösen dort das Pflanzengewebe zu einem Brei auf, von dem sie sich ernähren. Nach etwa zwei Wochen verpuppen sie sich im Boden. Die gesamte Entwicklung dauert etwa vier Wochen; vier bis fünf Generationen sind so pro Jahr möglich.
Das zerstörte Gewebe im Vegetationspunkt vernarbt bei trockenem Wetter. Bei Nässe, die in diesem Jahr häufig war, kommt es zu Weichfäule, welche weitere Teile der Pflanze erfasst. Die namensgebenden verdrehten Blätter entstehen dann, wenn junge Blattanlagen im Pflanzenherz von den Maden nur partiell geschädigt werden Der zerstörte Blattteil kann sich nicht weiterentwickeln, der unversehrte wächst weiter, so dass ein asymmetrisches, verdrehtes Blatt entsteht.
Die Kombination aus diesen Verdrehungen und korkartigen Vernarbungen an Stängel, Blattachsel oder Blattstiel ist ein gutes Merkmal
zur Unterscheidung von anderen Schadursachen wie z. B. Bor- oder Molybdänmangel und Befall mit Mehliger Kohlblattlaus oder
Kohltriebrüssler. Weitere Symptome äußern sich je nach Intensität, Witterung und Kohlart. Bei Blumenkohl und Brokkoli
stirbt die Blume ab oder wächst unförmig. Kohlrabiknollen platzen. Rosenkohl zeigt verdrehte Blätter mit
nekrotischen Rändern, wächst aber häufig aus dem Schaden wieder heraus; allerdings können Röschen verkrüppeln
oder absterben. Selten sind Schäden an Rot-, Weiß- und Spitzkohl sowie Kohlrüben. Wirsing, Grünkohl und Chinakohl
scheinen für die Drehherzmücke unattraktiv zu sein.
Das Monitoring der Drehherzmücke zur Terminierung von Pflanzenschutzmaßnahmen ist schwierig. Es gibt zwar Pheromonfallen, aber in der Vergangenheit bestand nicht immer ein Zusammenhang zwischen den Fangzahlen und dem Ausmaß der Schäden. Außerdem hatte in den letzten Jahren auf den meisten Flächen nur die erste Generation der Drehherzmücke im Mai oder Juni Bedeutung. Wegen der trocken-heißen Sommer entwickelten sich nur wenige der ausgewachsenen Maden zu Mücken weiter. Die Mehrzahl ging im Boden in eine Sommerruhe, so dass der Schädling auf vielen Standorten für den Rest des Jahres zu vernachlässigen war, weshalb ihr Schadpotenzial unterschätzt wurde. Im Jahr 2024 gab es dagegen statt Hitze und Trockenheit über lange Zeit Wärme und Feuchtigkeit, auch Luftfeuchtigkeit, und viele windstille Phasen. Unter diesen Voraussetzungen konnte die Drehherzmücke zeigen, was in ihr steckt.
Trotzdem gibt es auch in diesem Jahr weitgehend befallsfreie Bestände. Diese lassen sich auf sehr windoffene Lage oder weiten Abstand zu vor- und vorvorjährigen Kohlflächen zurückführen oder auf Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmaßnahmen. Viele der im Integrierten Anbau verwendeten Insektizide, z. B. Movento OD 150, Mospilan SG oder SpinTor erfassen die Drehherzmücke mit.
Im Bio-Anbau haben neben zeitlich und räumlich weiter Fruchtfolge nur Netze eine brauchbare Wirkung. Dieses sollte entweder während der gesamten Kulturzeit (Kohlrabi) oder bis zum Ende des empfindlichen Stadiums (Brokkoli, Blumenkohl vor dem Sichtbarwerden der Blume) aufgelegt werden.
In diesem Jahr sind keine Maßnahmen mehr notwendig. Im September stellt die Drehherzmücke ihre Aktivität ein. Neue Schäden dürften jetzt keine mehr auftreten.
Die große Population, die die Drehherzmücke heuer aufbauen konnte, bedeutet aber für das kommende Jahr ein erhöhtes Risiko, zumindest bis Juni.
Physiologisches
Wegen des nassen Saisonstarts kann die Entwicklungszeit der Süßkartoffeln in diesem Jahr länger sein, als die Sortenbeschreibungen angeben. Sie sollten aber geerntet werden, bevor die Bodentemperaturen dauerhaft unter 12°C sinken. Wegen physiologischer Kälteschäden ist sonst die Haltbarkeit stark beschränkt. Diese Temperatur wird dank Witterung und abnehmender Tagesläge bald erreicht werden. Süßkartoffeln sollten deshalb rechtzeitig geerntet werden. Die Lagerung sollte bei 12-15 °C und 80 % r. F. im Dunklen erfolgen. Für gute Haltbarkeit wird empfohlen, die Knollen gleich nach der Ernte, vor dem Einlagern etwa 7 bis 14 Tage (nicht länger, sonst treiben sie wieder aus!) bei 28-30 °C, ca. 85 % Luftfeuchtigkeit, Luftbewegung und Dunkelheit nachreifen zu lassen. Dabei verheilen Verletzungen und der Geschmack verbessert sich.
Zulassungen
Die Zulassung von Movento 150 OD wurde widerrufen. Es darf noch bis zum 30.10.2024 verkauft werden. Die Aufbrauchfrist endet am 30.10.2025.