Zwiebelrüssler
In manchen Zwiebel- und Schnittlauchbeständen haben in diesem nassen Frühjahr pilzliche Blattkrankheiten wie Stemphylium, Cladosporium (Samtflecken) oder Phytophthora (Papierflecken) zu gelben oder vertrockneten Blattspitzen geführt. Solche Symptome können aber genauso durch gestörte Wasserversorgung provoziert werden. Der Stress durch plötzlichen Sonnenschein nach einer tagelangen Regenphase reicht aus, um Blattspitzen vertrocknen zu lassen. Welke gibt es auch wegen Wurzelschäden nach Vernässung allein oder durch nachfolgend auftretende Wurzelkrankheiten. Wurzelfraß der Zwiebelfliege bewirkt an jungen Pflanzen dasselbe. Eine weitere mögliche Ursache zeigt sich in diesem Jahr: Örtlich tritt ungewöhnlich zahlreich der Zwiebelrüssler auf. Dessen Larven machen in den Röhrenblättern von Schnittlauch und Zwiebelgewächsen Fensterfraß in Form unterbrochener Linien. In der Regel ist der Schaden vernachlässigbar. Wenn viel Larven im Blatt fressen, werden aber die Schlotten nicht mehr ausreichende mit Wasser und Nährstoffen versorgt und sterben ab oder knicken um, weil Sie die Stabilität verlieren. Behandlungen mit translaminar bzw. (teil-)systemisch wirkenden Insektiziden wie z. B. SpinTor, NeemAzal-T/S oder Benevia erfassen die Larven im Blatt mit. Eine Kombination mit Fungiziden wie Signum, Askon oder Dagonis gegen sekundäre Fäulen ist sinnvoll.
Bilder: Der etwa drei Millimeter lange Zwiebelrüssler beißt ein Loch in eine Zwiebelschlotte und frisst das Gewebe darunter,
soweit es mit seinem Rüssel erreichbar ist (oben links). Dadurch ergeben sich die kreisförmigen Fraßpunkte, welche
häufig ineinander übergehen. Ihre Öffnung ist mehr oder weniger rund (oben rechts, an Schnittlauch), das unterscheidet sie
von denen der Lauchminierfliege.
Die Larven des Zwiebelrüsslers machen im Blatt unterbrochene Fraßgänge (unten links), ähnlich denen der Lauchmotte.
Sicher unterscheiden kann man sie nur anhand der Bewohner: Die Larve des Zwiebelrüsslers ist gelblich mit einer braunen Kopfkapsel und
hat – im Gegensatz zur Raupe der Lauchmotte – keine Beine (unten rechts, in Zwiebelschlotte)
Blattläuse
In den vergangenen, ungewöhnlich kühlen Wochen konnten die Gurkenläuse im Gewächshaus ihr Vermehrungspotenzial nicht
voll entfalten. Mit den höheren Temperaturen wird sich das ändern. In vielen Häusern mit Nützlingseinsatz sind bereits
Räuberische Gallmücken
(Aphidoletes aphidimyza) und die Schlupfwespe Lysiphlebus testeceipes etabliert. Besonders letztere bei zunehmender Wärme mit den
Gurkenläusen Schritt halten. Wo die Nützlinge nicht oder noch nicht genügend zahlreich vorhanden sind, werden
Insektizidbehandlungen nötig werden. Teppeki ist sehr, Sivanto Prime weitgehend nützlingsschonend, Mospilan SG lässt
zumindest Raubmilben überleben, die für die Kontrolle von Thrips wichtig sind. Im Bio-Anbau müssen die Gurken und Paprika
durch Ausspritzen der Köpfe mit Neudosan Neu, Kantaro, Spruzit Neu oder Raptol HP am Wachsen gehalten werden, bis sich die
Nützlinge soweit vermehrt haben, dass sie den Blattlausbefall allein kontrollieren können. Diese Mittel töten bei Kontakt
zwar auch Nützlinge, haben aber keine anhaltende negative Wirkung auf diese. In Bio-Paprika hat sich gegen Blattläuse der Einsatz
von NeemAzal-T/S bewährt.
Spinnmilben
Auch Spinnmilben zeigten bisher eine bemerkenswert träge Entwicklung. Oft blieben kleine Nester über Wochen fast unverändert, lediglich eingedämmt durch prophylaktisch eingesetzte Amblyseius swirskii-Raubmilben. In manchen Fällen zeigten auch spontan auftretende Gallmücken (Feltiella acarisuga), Punktmarienkäfer (Stethorus punctillium) oder Kurzflügler (Oligota sp.), dass sie Spinnmilben im Zaum halten können, solange diese nicht durch Hitze und Trockenheit einseitig gefördert werden. Die kommenden Sommertage können den Spinnmilben nun Auftrieb geben. Die sicherste Wirkung ist bei den Nützlingen durch die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis zu erwarten. Häufiges Überschreiten der 30 °C-Marke und eine Luftfeuchtigkeit unter 60 % beeinträchtigen sie aber stark. Um dies zu vermeiden ist das Schattieren der Häuser eine wichtige Maßnahme. Mehrmals tägliche kurze Wassergaben über Kopf sorgen für die nötige Feuchtigkeit. Solange die Blätter nicht länger als eine Stunde am Stück feucht bleiben, besteht bei Gurke auch keine erhöhte Gefahr für Infektionen mit dem Falschen Mehltau. Bei Auberginen kann sowieso ohne Rücksicht auf Blattkrankheiten von oben beregnet werden.
Beim Einsatz von Akariziden ist zu beachten, dass diese meist über Kontakt wirken. Eine vollständige Benetzung beider Blattseiten ist deshalb nötig, ein Spreiter ist hilfreich. Ordoval und Vertimec Pro werden translaminar transportiert, gelangen also bei Benetzung der Blattoberseite auch auf die Unterseite. Vertimec Pro ist nur in Auberginen und Stangenbohnen zugelassen und darf nur „in Gewächshäusern auf vollständig versiegelten Flächen, die einen Eintrag des Mittels in den Boden ausschließen“ (NZ113) angewendet werden. Floramite 240 SC (Bifenazate) darf in Obst- und Gemüsekulturen nicht mehr eingesetzt werden.
Bild: Das Auffälligste an der Gallmücke Feltiella acarisuga = Therodiplosis persicae sind ihre weißen, knapp 2 mm langen Kokons, die sie gerne entlang der Blattaderns spinnt (Pfeile). Ihre bräunlichen Larven (Kreis) stellen den Spinnmilben in ihren Gespinsten nach.
Pilzkrankheiten
Im Markgräflerland wurden erste Falsche-Mehltau-Infektionen an Gurken im Gewächshaus gefunden. Dass der Erreger mit zugekauften Pflanzen in den Betrieb gekommen ist, kann in diesem Fall ausgeschlossen werden. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass der Falsche Mehltau der Gurke in der Fläche bei uns angekommen ist. Zum Wochenende angekündigte Regentage und tiefe Nachttemperaturen mit Taubildung ermöglichen weitere Infektionen. Wo möglich und noch nicht geschehen, sollten die Bestände mit Fungizid geschützt werden. Forum und Orvego haben eine hat eine kurative Wirkung, Ranman Top kann noch bei beginnendem Befall eingesetzt werden, Revus, Ortiva, Aliette oder Frutogard wirken vorbeugend.
Die Infektionsgefahr verringern lässt sich durch Entfernen von Blättern. Das verringert die Verdunstung und damit die Luftfeuchte im Bestand und beschleunigt das Abtrocknen durch bessere Durchlüftung. Bei Kultur über den Draht sollten nach und nach die oberen Blätter des aufgeleiteten Haupttriebes entfernt werden, dort, wo sie von denen der nach unten wachsenden Triebe überdeckt werden.
In unbehandelten Tomatenbeständen ist nun häufig Phytophthora infestans zu finden. Die für Dienstag und Donnerstag angekündigten heißen Tage können vorhandene Infektionen zum Stillstand zu bringen. Bei längerer Temperatur von 30 °C in den Blättern stirbt der Erreger dort ab; Infektionen in den Stängeln überleben 34 °C. Im Gewächshaus kann man durch angepasste Lüftung nachhelfen. Die kritischen Temperaturen müssen an zwei oder drei Tagen für mehrere Stunden täglich überschritten werden, auch im unteren Bereich des Bestandes.
Damit die nötigen Blatttemperaturen erreicht werden, muss die Lufttemperatur einige °C höher liegen. In Höhe der Köpfe sollte die Lufttemperatur aber keinesfalls 40 °C erreichen. Eine gute Wasserversorgung hilft, den Stress für die Pflanze zu reduzieren. Trotzdem steht die Photosynthese der Tomaten unter diesen Bedingungen still. Um ihre Reserven zu schonen, und die Feuchtigkeit vor der Nacht aus dem Haus zu bekommen, sollte spätestens um 16 Uhr die Fieberkur beendet werden.
Von den zugelassenen Fungiziden hat Forum eine kurative Wirkung gegen Krautfäule. Zur Resistenzvorbeugung sollte es in Kombination bzw. im Wechsel mit anderen Mitteln / Wirkstoffen eingesetzt werden. Mandipropamid (Revus / Revus Top) eignet sich zu diesem Zweck nicht, da es zur gleichen Wirkstoffklasse gehört wie Dimethomorph. Wo es noch keine Infektionen gibt, zeigt es aber eine gute vorbeugende Wirkung.
Auch bei Tomaten sollten – bei anhaltend durchwachsener Witterung – Blätter entfernt werden. Einer Tomatenpflanze reichen jetzt 14 bis 16 entfaltete Blätter. Um Platzer zu vermeiden dürfen nur ein oder zwei Blätter je Durchgang entnehmen werden.
Bilder: Die aktive Phytophthora-infestans-Infektionsstelle hat eine grau-grüne Übergangszone zum gesunden Gewebe (links), bei der durch Wärmeeinwirkung abgestorbenen Infektion ist der Wechsel abrupt (rechts).
Veranstaltungen
Feldrundgang Demonstrationsbetriebsnetzwerk Pflanzenschutzmittelreduktion
Termin 26.06.2024 19:00 Uhr
Ort: Gartenfrisch Jung, Willenbacher Hof 7, 74229 Oedheim.
Themen u. a.: Distelnester im (Zucker-)Mais gezielt bekämpfen, Herbizid-Reduktion dank drohnenbasierter Applikationskarte mit Robin Mink (SAM Dimension), Maschinenvorführung Präzisions-Feldspritze (spot spraying), Verschiedene Versuche in Gemüsekulturen
Ansprechpartner für Rückfragen: tom.terbrueggen@ltz.bwl.de, Tel. 0152/23194682
So geht Bio! – Theorie und Praxis - Bewässerung (nicht nur) für den Bio-Gemüsebau
Webinar: 27. Juni 2024, 18:00–19:00 Uhr; Farminar: 11. Juli 2024, 11:00–12:00 Uhr
Ort: Versuchsbetrieb der Staatsschule für Gartenbau, Filderhauptstraße 169, 70599 Stuttgart
Anmeldung online unter www.koel-bw.de. Die Teilnahme ist kostenlos.
Weitere Informationen: ÖkoNetzBW: 07641/957890-25; KÖLBW: 07641/957890-20
Kreislaufwirtschaft und Bodengesundheit – Grundlage (nicht nur) für den Bio-Anbau
29. Juni 2024, 13:30 – 16:00 Uhr, Schallstadt
Ort: Obsthof Kiechle, Horner 1, 79227 Schallstadt
Anmeldung bis Mittwoch, 26. Juni, per E-Mail an OekoNetz-BW@ltz.bwl.de.
Weitere Informationen: Marielle Rüppel, OekoNetz-BW@ltz.bwl.de, Tel. 07641/957890-25