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Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau Südbaden 2023 (KW 47)

Wintergetreidemilbe

Viele Bio-Betriebe haben mit der Wintergetreidemilbe zu kämpfen. Nach den Sommerkulturen den Boden und die Unkräuter mit den daran sitzenden Schädlingen abzuflammen hat theoretisch auch eine Wirkung gegen die Wintergetreidemilbe. Diese dürfte in dieser Saison in manchen befallenen Gewächshäusern aber ausgeblieben sein. Die Wintergetreidemilben überdauert den Sommer in Form von Dauereiern. Sie schlüpfen im Herbst, wenn die Bodentemperaturen unter 15 °C fallen. Zum Kulturwechsel war es in vielen Fällen aber noch deutlich wärmer. Das Abflammen hatten die Milben also noch gut geschützt als Eier im Boden überstanden. 

Seit etwa drei Wochen sind nun aber doch die ersten Wintergetreidemilben in Gewächshäusern zu sehen. Sehr gerne halten sie sich an Vogelmiere auf. Auf Flächen, auf denen keine Kulturen stehen, kann noch abgeflammt werden, am besten in der Morgen-, Abend- oder Regentagdämmerung. Auch zwei- oder dreimaliges flaches Fräsen im wöchentlichen Abstand reduziert die Zahl der Milben. Flächen mit bekanntem starken Befall sollten im Winter für mindestens vier Wochen pflanzenfrei bleiben – entweder durch mehrmalige Bodenbearbeitung oder unter einer Mulchschicht. So kann die Wintergetreidemilbe ausgehungert werden. 

In stehenden Kulturen können die Tiere mit wöchentlichen Spritzungen von Neudosan Neu in der Dämmerung oder nachts unter den Schadschwelle gehalten werden. Dabei ist die Zulassungssituation in den einzelnen Kulturen zu beachten. Mit den Behandlungen sollte am besten jetzt begonnen werden, nicht erst zum Jahresende, wenn bereits deutliche Schäden sichtbar werden. 

Im konventionellen Anbau stellen Wintergetreidemilben bisher kein Problem dar. Sie reagieren empfindlich u. a. auf Pyhrethroide wie z. B. Karate Zeon. 

Blattläuse

In den Gewächshäusern muss die Befallssituation mit Blattläusen im Auge behalten werden. Gurkenläuse, die im Oktober aus Gurke, Aubergine oder Paprika auf Salat, Endivie, Kräuter etc. übergesiedelt waren, sind meist von selbst verschwunden. Pfirsich- und Kartoffelläuse könne sich dagegen den ganzen Winter über vermehren. In einzelnen unbehandelten Salatbeständen hat sich im Oktober auch die Lattichblattlaus (Acyrtosiphum lactucae) angesiedelt und kann sich dort auch halten. 

Glyphosat

Der Genehmigung von Glyphosat als Pflanzenschutzmittelwirkstoff wurde am 16.11.2023 für weiter 10 Jahre bis 2033 verlängert. Ob das in Deutschland ab dem 01.01.2024 geplante Anwendungsverbot für Glyphosat vor diesem Hintergrund verwirklicht werden kann, ist fraglich. Bis Weiteres auf nationaler Ebene entschieden wird, gilt aber die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung von September 2021 mit den bekannten Einschränkungen: Glyphosat darf in bestimmten Gebieten gar nicht eingesetzt werden, nämlich in Kern- und Pflegezonen von Biosphärenschutzgebieten, in Wasserschutzgebieten und in Heilquellenschutzgebieten. (Die exakte Lage der Heilquellenschutzgebiete ist einsehbar unter https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de . Dort unter „Wasser“ die Kategorie „Quellenschutzgebiete“ auswählen). 

Außerhalb dieser besonderen Schutzgebiete ist die Anwendung von Glyphosat zu dokumentieren und zu begründen, warum vorbeugende Maßnahmen nicht durchführbar oder andere technische Maßnahmen nicht geeignet oder zumutbar sind.

Rhabarber

Bei Rhabarber lässt sich die Anwendung von Glyphosat begründen durch den Verweis darauf, dass hier mehrjährige Wurzelunkräuter nachhaltig nicht mit vertretbarem Aufwand mechanisch bekämpft werden können, ohne die Kultur zu schädigen, und andere geeignete Herbizide in dieser Indikation nicht zugelassen sind. 

Von Oktober bis Dezember können in Rhabarber Kerb FLO und Setanta Flo (Propyzamid) zur Bekämpfung vor allem von einkeimblättrigen Unkräutern eingesetzt werden. Diese Mittel dürfen nicht im Pflanzjahr angewendet werden. Ampfer, Ackerdisteln, Quecke und andere mehrjährige Unkräuter werden von Propyzamid schlecht erfasst. Hier empfiehlt sich der Einsatz eines glyphosathaltigen Mittels (z. B. Dominator 480 TF, Roundup Power Flex, Mon 76473-SL). Für eine gute Wirkung sollte dieses mit wenig Wasser gespritzt werden, die Temperatur sollte möglichst über 12 °C liegen, und die Unkräuter müssen genügend grüne Blätter haben, um den Wirkstoff aufzunehmen. Der Rhabarber muss dagegen vollständig eingezogen sein, es dürfen also keine lebenden Blätter mehr vorhanden sein, und die neuen Knospen dürfen sich noch nicht zeigen. 

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