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Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau Südbaden 2023 (KW 28)

Möhrenfliege

Seit Ende letzter Woche fliegt die Möhrenfliege nicht nur im Prognosemodell, sondern auch in Wirklichkeit – zumindest auf einem der mit Gelbtafeln überwachten Standorte. Dieser liegt in einem Gebiet mit viel Gemüseanbau, ist etwas windgeschützt und wird intensiv bewässert – Die Fläche ist also belastet mit mehreren Risikofaktoren. Bisher war die Befallsgefahr gering. Bei Lufttemperaturen weit über 30 °C für mehrere Stunden täglich hatte sich auch der Boden so weit erwärmt, dass kaum ein Möhrenfliegenei überlebt haben dürfte. Da der Wetterbericht aber sinkende Temperaturen ankündigt, sollten an ähnlich risikobehafteten Standorten Anfang der kommenden Woche Maßnahmen durchgeführt werden. Windoffene, selten beregnete und weitab von anderen Doldenblütlern stehende Bestände sind auch ohne diese Hitzeeinwirkung wenig gefährdet. Flache Bodenbearbeitung, die auf den z. T. stark verschlämmten Böden ohnehin nötig ist, verringert die Gefahr weiter. 

Blattläuse

Immer noch findet man in unbehandelten Salatbeständen die Johannisbeer-Salatblattlaus. Aber zumindest gibt es keine neuen Ansiedlungen mehr, was hoffentlich den im Sommer üblichen Zusammenbruch der Population einläutet. Außergewöhnlich lange halten sich in manchen Gewächshäusern Gestreifte und Gefleckte Kartoffelläuse, besonders an Aubergine, seltener auch an Tomaten. Meist ist Parasitierung vorhanden; wenn die Läuse trotzdem nicht weniger, sondern mehr werden, muss mit Pflanzenschutzmitteln eingegriffen werden, am besten nützlingsschonend mit z. B. Teppeki, Sivanto prime oder Neudosan  Neu.  

Kohlerdflöhe

Kohlerdflöhe überwintern als erwachsene Käfer und legen ab April / Mai ihre Eier an verschiedene Kreuzblütler. Die Larven fressen je nach Art an den Wurzeln oder als Minierer in den Blättern. Sie verpuppen sich im Boden, die neue Generation von Käfern erscheint im Sommer, also jetzt. Der Eindruck, dass die Kohlerdflöhe jeden Tag mehr werden, ist also richtig.

Die sicherste Maßnahme gegen Erdflöche stellt eine Abdeckung mit einem Insektenschutznetz (Typ „Erdflohnetz“, 0,8 mm) dar. Aber sie versagt natürlich auf Feldern, auf denen z. B. bis in den Mai Wirsing oder Rucola standen. Hier lassen sich die Käfer nicht aussperren – sie kommen aus dem Boden. In diesen Fälen bleibt nur die Bekämpfung mit Insektiziden, und die wird im Sommer nicht leichter. Die Wirkung vieler Insektizide ist bei hohen Temperaturen, Sonneneinstrahlung und geringer Luftfeuchte vermindert. Die Mittel müssen am späten Abend oder frühen Morgen angewendet werden, keinesfalls bei starker Sonne und über 25 °C, darunter ist besser. Wirksam sind z. B. Coragen, Minecto One, Mospilan SG oder SpinTor. Die Mittel sollten mit einem öligen Zusatzstoff gespritzt werden. Auch 3 kg/Ar Kalkstickstoff (entspricht 59,4 kg N/ha), über trockenes Laub gestreut und danach mit 2-3 mm abgeregnet, soll eine Wirkung haben und wird von Kohl etwa ab der zweiten Woche nach Pflanzung gut vertragen. 


Kohltriebrüssler

Auch beim Kohltriebrüssler zeigt sich die neue Generation auf den Kohlpflanzen finden. Er verursacht Grubenfraß an Blattstielen sowie feinen Lochfraß an den zarten Herzblättern. Dieser kann mit Kohlmottenschaden verwechselt werden. Der Schaden ist normalerweise so gering, dass keine Bekämpfung nötig ist, bei Maßnahmen gegen Kohlerdflöhe wird der Rüssler ohnehin miterfasst. 

Raupen

Hitze und Starkregen im Wechsel haben den Raupen zu schaffen gemacht. Die Kohlweißlinge setzen sich aber nach Kräften für die eigene Arterhaltung ein und legen weiter Eier. Ab Ende der kommenden Woche muss wieder auf junge Räupchen in Kohl kontrolliert werden. Raupen an Salat sind sehr selten zu finden. Auch die Aktivität der Lauchmotte ist auf den meisten Standorten sehr gering. 

Tomatenrostmilben

Die Bedingungen für Tomatenrostmilben sind gut. Bitte kontrollieren Sie die Bestände. Im frühen Stadium macht sich Befall durch rot-braun verfärbte Stängel bemerkbar, später werden die Blattfiedern von den Stielen her gelb und anschließend trocken. Wenn Befall bemerkt wird, sind die Tieren wahrscheinlich schon unbemerkt im ganzen Gewächshaus verbreitet worden. Deshalb sollte am besten der ganze Bestand behandelt werden. Vertimec Pro ist seit dem 20.12.2022 nicht mehr in Tomate zugelassen. Als einziges wirksames Mittel bleibt das gegen Echten Mehltau zugelassene Kumar (Schwefel). Die Mischung mit einem Spreiter vermindert die Bildung von Spritzflecken auf den Früchten. Zwei oder drei Spritzungen im Abstand von ca. einer Woche sollten mindestens stattfinden, am besten abends oder am sehr frühen Morgen, um Pflanzenschäden zu vermeiden.