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Pflanzenschutzhinweis Gemüsebau Südbaden 2023 (KW 17)

Lauchminierfliege

Die Lauchminierfliege hat den Höhepunkt ihrer Aktivität erreicht. Wo ein Insektizideinsatz vorgesehen ist und noch nicht oder vor mehr als 2 Wochen durchgeführt wurde, sollten dieser bald stattfinden. NeemAzal-T/S, SpinTor oder Minecto One wirken (teil)systemisch und damit auch gegen bereits in den Pflanzen minierende Maden, sofern diese noch nicht zu tief in den Schaft vorgedrungen ist. Der Einsatz von Pyrethroiden (Lamdex forte, Karate Zeon u. a.) wirkt nur gegen die Fliegen und ist deshalb nur vorbeugend sinnvoll, oder als zweite Behandlung nach einem (teil-)systemischen Mittel. Nicht alle Lauch-/Zwiebelgewächse müssen zwingend behandelt werden. In Beständen, die relativ isoliert von aktuellen und vorjährigen Allium-Flächen stehen, und in denen keine Fraßpunkte oder Fliegen zu finden sind, ist die Wahrscheinlichkeit eines Befalls sehr gering.

Alternativ zu Spritzungen schützt die Abdeckung mit intaktem Vlies oder feinmaschigem (0,8 mm) Netz vor Schäden. Diese Maßnahme bietet sich insbesondere für die Anzucht von Lauch-, Zwiebel- oder Schnittlauchjungpflanzen in Gefäßen oder im Freiland an.

Kohlfliege

Die Eiablage der Kohlfliege hat am vergangenen, warmen Wochenende deutlich zugenommen. Das wird sich an diesem fortsetzen. Bei Sätzen, die nicht mehr unter Netz oder Vlies stehen, und bei denen die Jungpflanzenbehandlung mit SpinTor oder Verimark länger als 2 oder 3 Wochen zurückliegt, sollte eine Feldbehandlung mit Benevia oder Minecto One (nur in Kopf- und Blumenkohle) durchgeführt werden. Bei Behandlungen mit SpinTor (alle Kohlarten) oder Pyrethroiden (Karate Zeon, Polux, Trebon u. a.; unterschiedliche Zulassungen in den verschiedenen Kohlarten beachten!) kann die Nebenwirkung gegen Kohlfliege genutzt werden.

Zwiebelfliege

Laut dem Prognosemodell hat die Zwiebelfliege mit der Eiablage begonnen. Benevia (100 g/l Cyantraniliprole) ist in dieser Indikation in Zwiebelgemüse (Bund- und Trockenzwiebel) zugelassen (2 x 7,5 ml/Ar, Wartezeit=14 Tage). Nebenwirkungen sind auch hier zu erwarten von Minecto One oder SpinTor. Pyrethroide sollten in Zwiebelgemüse nicht eingesetzt werden. Ihre langanhaltende repellente Wirkung auf Nützlinge kann in starkem Thripsbefall münden.

Möhrenfliege

Der Flug der Möhrenfliege hat begonnen. Im trocken-warmen Sommer 2022 konnte sich die Möhrenfliege kaum vermehren. Dafür hatte sie im Herbst für lange Zeit gute Bedingungen. Erhöhte Befallsgefahr besteht deshalb im Umkreis von etwa 200 m um Flächen, auf denen ab September Doldenblütler standen. Neben Möhren-, Pastinaken- und Sellerieflächen ist das in erster Linie überwinterte Petersilie. Letztere sollte noch ein paar Wochen stehen gelassen werden, um die Möhrenfliege nicht von dort in frische Sätze von Möhren und andere Doldenblütler zu vertreiben. Schäden durch die erste Madengeneration im Frühjahr sind selten. Aber deren Bekämpfung zielt auch darauf ab, zu verhindern, dass sich die Möhrenfliege in den diesjährigen Doldenblütlerflächen ansiedelt. Die in vielen Fällen noch vorhandene Vliesabdeckung bietet einen ausreichenden Schutz. Alternativ ist eine Bekämpfung mit z. B. Minecto One oder Pyrethroiden möglich.

Blattläuse

An überwinterter Petersilie sollten die Gierschläuse bekämpft werden. Dort hat sie auch im Freiland den vergangenen Winter gut überstanden und vermehrt sich bereits reichlich. Eine Lausbekämpfung entlastet nicht nur die befallene Petersilie, sondern verringert auch die Gefahr, dass von dort geflügelte Gierschläuse in neue Bestände abwandern und diese mit den Viren infizieren, die sie aus den alten Beständen mitbringen.

Petersilie virusverdächtig

Bild oben: Verfärbungen, deformierte Blätter und schwacher Wuchs wie bei der Pflanze im Vorder-grund können bei Petersilie eine Folge von Infektionen mit verschiedenen Viren nach Blattlausbefall sein.

Bild unten: Die hellgrünen Gierschläuse sind an Petersilie schwer zu entdecken. Deren weißen Lar-venhäutchen (Exuvien) sind einfacher zu finden.

Gierschläuse an Petersilie

Vernalisation

Kalte Nächte bedeuten ein hohes Schosserrisiko für einige Gemüsearten. Bei einigen von diesen kann dem entgegengewirkt werden durch hohe Tagestemperaturen, die insbesondere unter Vlies und Folie erreicht werden können. Dazu braucht es aber genügend Einstrahlung, und diese war bisher über lange Zeit rar. Fast der gesamte März und April boten gute Bedingungen zur Blüteninduktion. Deshalb sollte man das Möglichste versuchen, um zumindest einige Bestände doch noch statt vom Blüten- ins Ertragswachstum zu bringen: Auf jungen Sätzen von z. B. Kohlrabi, Kopf- und Chinakohl, Rettich, Rote Bete, Möhre, Speiserübe sollte in diesem Jahr die Bedeckung möglichst lange belassen werden. Denn bei diesen Arten ist im jungen Stadium die Devernalisation durch Wärme möglich. Spätestens, wenn Lufttemperaturen gegen 25 °C zu erwarten sind, muss am Abend zuvor aber aufgedeckt werden, um Hitzeschäden zu vermeiden.

Zulassungen

Das BVL hat eine Notfallzulassung nach Artikel 53 für Tutavir (Phthorimaea operculella Granulovirus) erteilt zum Einsatz in Tomaten unter Glas gegen die Tomatenminiermotte (Tuta absoluta) mit 17 Anwendungen im Abstand von mind. 6 Tagen mit je 2 ml/Ar.