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Weinbauinfo Bodensee Nr. 3

Allgemeiner Entwicklungsstand

Das Ungewöhnliche ist eingetreten. Ein sommerliches Wochenende mit Temperaturspitzen an der 30° C  – Marke haben die Vegetation in einem auch hier ungewöhnlichen Tempo angetrieben. Die warmen Böden und die vorliegende Feuchtigkeit helfen mit. In den mittleren bis guten Lagen stehen wir am Tuniberg im Dreiblattstadium, es gibt einzelne Anlagen, welche noch weiter sind. Auffallend ist, dass die Triebe bisher relativ kurz sind. Der Bodenseeraum befindet sich zwischen grüne Triebspitze sichtbar bis Zweiblattstadium. Die aktuelle Wochenmitte ist kühler, aber auf das Wochenende werden wieder Temperaturen mit über 20°C gemeldet. Damit geht das Wachstum zügig weiter. So einen frühen Stand geben die Aufzeichnungen nur für 1989 her, aber dann wurde es lange sehr kühl und alles war wieder normal. Dieses Jahr werden wir Fünf- bis Sechsblatt demnächst um Mitte April sehen, was bedeutet: die Vegetation ist gute drei Wochen im Vorsprung. Auf Anfang kommender Woche sind Niederschläge in der Vorhersage, es soll danach kühler werden, aber ob es so kühl wird, dass die Entwicklung abgebremst wird, bleibt abzuwarten. Durch die sehr frühe Vegetation sind viele Winzer beunruhigt, da Spätfröste nun zu hohen Schäden führen würden. In der mittelfristigen Wettervorhersage ist bisher keine Spätfrostgefahr zu erkennen.

 

Zu den tierischen Schädlingen

Die Kontrolle der Fallen zur Überwachung der Pheromonverfahren im Beratungsgebiet ist durchzuführen, wie gewohnt montags, mittwochs, freitags. 

Die nun grünen Reben sind wieder attraktiv für Wildverbiss. Bei wirtschaftlich relevanten Schäden ist schnellstmöglich der Jagdpächter zu informieren. Eine gütliche Einigung ist immer anzustreben. Um allerdings ggf. Ansprüche durchsetzen zu können, muss unmittelbar nach Bekanntwerden eines Schadens, dieser an die Gemeindeverwaltung gemeldet werden. Im Vordergrund sollten vorbeugende Maßnahmen zur Vergrämung oder Verhinderung des Zugangs (z.B. Einzäunung der Rebfläche, Elektrozaun am Waldrand, Hasendraht / Rebschutzrohr) stehen. Zur Vergrämung stehen flüssige Buttersäure oder angegorenes Bio – Aminosol für getränkte Lappen oder auch Vergrämungsgranulate wie z.B. Wildgranix zur Verfügung. Angegorenes Bio – Aminosol kann auch mit 1 l / ha zur Spritzbrühe zugesetzt werden. Das auf Schaf-Fett basierende Mittel „Trico“ hat eine abweisende Wirkung gegen Rehverbiss und ist als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Die Aufwandmenge liegt bei 10 l / ha mit 30 – 50 l Wasser.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Die zurückliegenden Jahre waren förderlich für Oidium. Durch die häufiger werdenden langen Vegetationsenden vom letzten Pflanzenschutz bis Blattfall zeigen sich Befallserscheinungen, welche Anlass geben, die Strategie zu überdenken. Dazu gehört ein verbreitet oft herdweiser Laubbefall mit Oidium mit Winterfruchtkörpern, in 2023 nicht ganz so intensiv wie in 2022. Aus den Arbeiten zur Traubenreduktion gab es immer wieder Meldungen von leichtem Traubenbefall. Die Witterung ist günstig, bei ausreichendem Entwicklungsstand ab Dreiblattstadium mit mind. 5 cm Trieblänge sind Ascosporeninfektionen aus Winterfruchtkörpern möglich. Das Auswachsen von Oidium aus den Knospen und der Übergang in die Laubwand ist der bisher vertrautere Entwicklungsbeginn. Für diese Infektionen ist weniger Niederschlag nötig wie für Peronospora. In den Winterveranstaltungen wurde ein früherer Beginn angesprochen, um möglichst früh den Aufbau einer Epidemie zu verhindern – Wehret den Anfängen. Die Behandlungen am Anfang sind immer die günstigsten und Ziel in dem wieder frühen Jahr muss es sein, möglichst sauber die Saison abzuschliessen. Auf das anstehende Wochenende wird daher eine Behandlung in den Lagen mit dem beschriebenen Entwicklungsstadium empfohlen. Zum Einsatz kommen: 3,6 kg / ha Netzschwefel, bzw. mit den Mittel spezifischen ausgewiesenen Aufwandmengen. Durch den Zusatz von z.B. 0,3 kg / ha Delan WG oder 0,4 kg / ha Folpan 80 WDG werden mögliche Primärinfektionen der Peronospora   sowie Schwarzfleckeninfektionen mit abgedeckt. Es liegt eine ähnliche Situation wie letztes Jahr vor: vergleichbares Entwicklungsstadium, gut durchfeuchtete Böden, Wärme und Niederschläge in der Vorhersage. In welcher Intensität es stattfindet, kann im Voraus nie gesagt werden. Die Oosporen der Peronospora sind keimbereit, dies wurde von den Instituten gemeldet. Im Bodenseeraum ist es ein idealer Zeitraum für eine reine Schwarzfleckenbehandlung. Es gilt die obenstehende Mittelempfehlung. Eine Behandlung gegen Schwarzflecken ist aber nur bei sichtbarem Vorjahresbefall am Holz von Fruchtruten sinnvoll. Hinter uns liegt ein warm – feuchter Winter, der Befall förderte. Hauptsorte ist im Beratungsgebiet der Müller – Thurgau, achten Sie aber auch auf empfindliche PIWI – Sorten. Eine gute Benetzung, eine richtige Düseneinstellung und windstille Sprühbedingungen sichern eine gute Belagsbildung.

 

Weinbauliche Hinweise 

Alle Arbeiten laufen früher und gedrängter, besonders, wenn noch andere Kulturen in den Betrieben vorhanden sind. Für das Mulchen wird das bewährte Mulchen in jeder zweiten Gasse empfohlen, eine einfache und unkomplizierte Möglichkeit, den Insektenbestand in den Anlagen zu fördern. Bei der Maschinenpflanzung von Reben wird auf eine Wurzellänge von ca. 4 - 5 cm hingewiesen, um eine wachstumshemmende Wurzelzopfbildung zu vermeiden. Früher als sonst kommt auch die Düngung mit Stickstoff. Die aktuell vorliegenden feuchten Bedingungen und das Entwicklungsstadium bei den Reben sind ab jetzt günstig bei geplanter mineralischer Stickstoffdüngung, im Bodenseeraum kann noch zugewartet werden. Empfohlen werden im Regelfall 30 – 50 kg Reinstickstoff / ha, was max. 2,2 kg / ar Schwefelsaures Ammoniak, bzw. Stickstoffmagnesia oder max. 1,8 kg / ar KAS bedeuten. Idealerweise wird die Magnesiumdüngung mit Stickstoff kombiniert, da Magnesium ebenfalls sehr mobil ist.

 

Sonstige Hinweise 

Es gibt den aktualisierten Infoflyer mit den IPS-Plus Pflicht- und Wahlmaßnahmen im Weinbau auf der Website des WBI. Neu eingestellt wurde u.a. auch eine Checkliste für das Pflanzenschutzgerät incl. Ausliterungsprotokoll und ein Übersichtsprotokoll zu allen Maßnahmen des IPS-Plus. Die Umsetzung ist von jedem Betrieb mit Rebflächen in den betroffenen Schutzgebieten zu dokumentieren.

            

Das nächste Weinbauinfo erfolgt am 16.04.2024. 

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